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Adam J. Silverstein:Islamische Geschichte.

Adam J. Silverstein:

Islamische Geschichte. Reclam, Stuttgart 2012. 197 Seiten, 19,95 Euro.

Warum, fragt der Orientalist Adam J. Silverstein in seiner Einleitung, meinen viele, es gäbe einen Konflikt zwischen dem Islam und der jüdisch-christlichen Kultur. Der Islam sei doch schließlich monotheistisch wie die beiden Religionen, auf denen die westliche Zivilisation beruhe. Um diese Kulturkluft zu erklären, entführt uns der Gelehrte vom Londoner King’s College in eine kurzweilige Plauderei: Einmal geht es um Kulturen, Institutionen und Quellen, dann um rivalisierende Ansätze der Historiker, religiöse Verbindlichkeiten und politische Bedeutungen. Der Koran fordert, schreibt Silverstein, dass die Muslime dem Propheten nacheifern. Zudem habe Gott Muhammad nicht nur das Heilige Buch offenbart, sondern auch die Weisheit der Verse, so dass er deren gültige Auslegung vorlebte. Daher stamme die Idee der Unfehlbarkeit und die Sunna- Lehre, seinen Worten und Taten als Beispiel zu folgen. Was akzeptabel war und noch ist, darum streiten Islamisten, die am Text wörtlich festhalten, und Modernisten, die den historischen Kontext sehen. Dieser Dauerzwist um den wahren Islam findet zum Beispiel auch in den Serien des englischen „Islam Channel“ seinen Widerhall. Die Frage nach dem Kulturkonflikt bleibt offen, ist aber vor allem als Folge der Globalisierung verständlich: Was früher weit weg war, erleben wir durch Medien und Migration hautnah. Silverstein konstatiert einen fehlenden Einlassungswillen von Muslimen im Westen. Wer sein kluges Buch liest, erkennt aber auch, dass sich etwas verändert: Gibt es den sogenannten Westen überhaupt noch?W. G. Schwanitz

W. G. Schwanitz

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