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Jenna Miscavige Hill:Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht. btb Verlag, München 2013.

Jenna Miscavige Hill:

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht. btb Verlag, München 2013. 500 Seiten, 19,99 Euro.

Jenna Miscavige Hill hat ihre gesamte Kindheit und Jugend bei Scientology erlebt. In allen schockierenden und erschreckenden Details schildert die heute 29-Jährige ihr Leben auf der Kinderranch, die auf Außenstehende wie ein Straflager wirkt. Schwerste Arbeit auch für ganz kleine Kinder bis zum Umfallen. Drill und Demütigungen. Totale Kontrolle. Ein strenges Sicherheitssystem umschließt die Ranch außen und innen. Offiziell um sich vor „Asozialen“ zu schützen, wie alle Nicht-Scientologen und vor allem die Gegner bezeichnet werden. Die kleine Jenna wird noch strenger behandelt als die anderen Kinder, denn sie ist die Nichte des Sektenführers Dave Miscavige. Die Angst vor „Onkel Dave“ ist bei ihr allgegenwärtig. Scientology nennt sich Kirche, aber es geht hier nicht um Himmel und Hölle. Es wird kein Gott angebetet. Stattdessen werden den Mitgliedern sagenhafte Verbesserungen ihres ganzen Lebens versprochen. Alles werde perfekt: Beziehungen, Ehe, Karriere, Befinden, Verständigung. Doch in Wahrheit sei Scientology nicht die harmlose Selbsthilfereligion für Stars wie Tom Cruise, Priscilla Presley und Kelly Preston. Als Kind und Jugendliche erlebt und erleidet die Autorin die Sekte in ihrer ganzen Brutalität. Langsam wird ihr klar, was die ganzen Auditings, die Psychogespräche sind: „Es handelte sich um eine vollkommene Unterdrückung des eigenen Denkens, nichts weiter.“ Bis zu ihrem 21. Lebensjahr kennt die junge Frau keinerlei Privatsphäre – Schlafsäle, Uniform, stupider Drill. Nach ihrer Flucht muss sie erst das Leben lernen: kochen, Auto fahren und ohne Erlaubnis zur Toilette gehen. So genau und direkt wie Jenna Miscavige Hill hat noch nie jemand das zerstörerische Wirken von Scientology auf die Köpfe und Seelen der Menschen beschrieben. Ihr langer, schwerer Kampf und sein glückliches Ende zeigen aber auch: Der Psychoterror der Sekte ist nicht allmächtig, es gibt einen Weg zurück ins Leben. Berthold Merkle

Berthold Merkle

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