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Kultur: Letzte Chance

Was man bis Jahresende nicht verpassen darf

Auf 54 Ausstellungen blickt die Galerie Stella A. für Kunst und Editionen (Gipsstraße 4) zurück – und jeder Künstler, der hier bislang zu sehen war, ist nun auch beim zehnjährigen Jubiläum vertreten. Mit größeren Arbeiten wie der Farblithografie von Joseph Beuys (2900 Euro), der 1970 ein hintersinniges Blatt namens „Initiation Gauloise“ auflegte. Oder mit klitzekleinen Auflagenobjekten wie Edel Exels „Ada Nolde“ (50 Euro), die 2009 eine kurze Geschichte auf der Rückseite einer Streichholzschachtel notiert hat. „Wir aber wollen uns erinnern“ nennt Galerist Michael Behn sein Kabinett der künstlerischen Minimaleingriffe und surrealen Kleinformate. 80 wunderbare Arbeiten wollen bestaunt, begriffen und natürlich auch gekauft werden. Behn selbst entstammt der Generation der Fluxuskünstler mit ihrem Faible für Witz und Doppelbödigkeit. Und davon bieten Peter Torp, Alison Knowles, Marcel Duchamp oder Thomas Kapielski wahrlich genug (bis 27.2.). cmx

Wer zu den Glücklichen gehört, die bereits am 20. Dezember sämtliche Weihnachtsgeschenke besorgt und verpackt haben, der sollte sich schnell noch die Sammlung Boros ansehen. An jedem anderen Termin ist der Bunker nämlich ausgebucht – bis Ende Januar. Für alle, die auf der Warteliste stehen, gibt es dennoch Trost: den aktuellen Ausstellungskatalog (Hatje Cantz Verlag, 224 S., 49,80 Euro). Erstens verrät er viel zur Geschichte und zum Hintergrund des Bunkers, so skandalös die Details auch sein mögen. Und zweitens versüßen Abbildungen wie die der bunt schillernden Glaskugel von Olafur Eliasson, die Wand emporklimmender Dreiecke von Katja Strunz oder des neongelb leuchtenden Heuwagens von Anselm Reyle nicht nur kalte Wintertage. Sie vergrößern auch die Vorfreude auf die Originale. seub

In der Galerie Scheibler Mitte (Charlottenstraße 2) klebt noch bis 18. Dezember ein monumentaler Kaugummi an der Wand. Wie es sich für einen legendären young british artist gehört, bricht Gavin Turk mit den Normen der Kunstgeschichte und schreibt sich im selben Moment dort selbst als Künstler ein. So erklärt er, ganz in der Tradition Marcel Duchamps, ein Stück Alltäglichkeit zur Kunst. Wem der Kaugummi nicht gefällt, der kann sich vielleicht mit dem Apfelrest aus Bronze anfreunden, den Turk auf einem Sockel platziert. Mit Vorliebe zitiert und ironisiert der Künstler Stars der Populärkultur. Meret Oppenheim mit ihrem „Frühstück im Pelz“ zum Beispiel. Nur bezieht Turk keine Tasse mit Pelz, sondern ein riesiges Ei. Oder er ersetzt das Wort „Love“ aus der wegweisenden Pop-Art Arbeit von Robert Indiana durch seinen eigenen Nachnamen. Ein Spiel mit Schein und Sein. seub

Wie dick so ein Kunstjahr sein kann. Bei Lindinger und Schmid, den Herausgebern der „Kunstzeitung“, umfasst es exakt 320 Seiten. „Ärgernisse“, so der Umgang mit dem Nachlass von Henri Cartier-Bresson, sind ein Thema. Ein anderes ist die Biennale in Venedig, die in großen Bildern und knappen Statements noch einmal vorbeizieht. Vom Künstler-Ranking hat sich „Kunstjahr 2009“ (www.lindinger-schmid.de oder ISBN: 978-3- 929970-73-9) diesmal verabschiedet, weil man den Hype der Überflieger nicht länger befeuern will. Und während Luca und Johanna Di Blasi über die „nationale Kategorie in der Gegenwartskunst“ nachdenken, zweifelt der Foto-Experte Klaus Honnef daran, „dass die Finanzkrise dem ästhetischen Urteil zu neuer Blüte verhilft“. Viel Stoff also, der den Rückblick zu einer Reflektion über den Kunstbetrieb werden lässt und deshalb die 50 Euro für das Buch lohnt. Dafür schlägt man garantiert auch im neuen Jahr noch nach, um herauszufinden, ob sich die Prognosen für 2010 bewahrheiten. cmx

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