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Kultur: Leuchtturm

Innenansichten aus dem Schöneberger Pallasseum

Wahrscheinlich gibt es kein Haus in Berlin, das einen schlechteren Ruf hat. Der Betonkoloss, der die Schöneberger Pallasstraße wie eine gewaltige Brücke überspannt, gilt als architektonisches Desaster. Er wurde als „Wohnmaschine“ kritisiert und als „Sozialpalast“ verspottet, der ehemalige Berliner CDU-Fraktionsvorsitzende Landowsky empfahl: „Man muss den Mut haben, so ein Gebäude zu sprengen.“ Doch in den letzten Jahren hat sich in dem Wohnkomplex aus den siebziger Jahren ein kleines Wunder ereignet. Die Treppenhäuser wurden behutsam saniert, Fenster und Zwischentüren eingebaut, die Graffiti verschwanden. Fast eine Wiederauferstehung.

„Schöne Aussichten“, lautet der Titel einer Ausstellung, die überraschende Innenansichten aus dem „Pallasseum“ – so der neue offizielle Name des Komplexes – präsentiert. Die Ethnologinnen Martina Kneis und Kathrin Henneberger haben Bewohnern Einwegkameras in die Hand gedrückt, zeigen ihre Fotos und lassen sie ausführlich zu Wort kommen. „Wenn ich auf meinem Balkon stehe, fühle ich mich wie auf einem Leuchtturm, dem Himmel ganz nah“, schwärmt ein Mieter. „Freiheit, was ist das?“, fragt ein anderer und gibt selbst die Antwort: „Auf dem Balkon stehen und raussehen.“ Die Aussicht, die sich aus dem Hochhaus bietet, ist tatsächlich grandios. Auch davon können sich die Besucher überzeugen: Die Ausstellung findet in einer Zweieinhalbzimmerwohnung mit Balkon statt.

Bis 17. Februar im Pallasseum, Pallasstr. 28, 6. Etage, Di–Fr 15–19, Sa/So 15–20 Uhr. 25. Februar bis 17. März in der Otto-Nagel-Galerie, Seestr. 49 (Wedding).

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