zum Hauptinhalt

Kultur: Liebe das Leben

Die eine liebt das Leben, sie liebt das Leben so, daß sie es zur Liebe zwingen will, sie jagt ihm nach und zwingt es, ein paarmal so zu sein, wie sie es liebt, und dann ist es plötzlich ganz anders und aus.Die andere lebt einfach, sie wandert durch die Tage und die Wochen, sie lacht, sie scheitert mal, aber das gehört dazu zum Leben, denn dann geht es weiter, und sie kann sich sogar dem Sterben einer anderen nähern - sehr unbefangen, sehr nah, so sehr lebt sie, unverwundbar.

Die eine liebt das Leben, sie liebt das Leben so, daß sie es zur Liebe zwingen will, sie jagt ihm nach und zwingt es, ein paarmal so zu sein, wie sie es liebt, und dann ist es plötzlich ganz anders und aus.Die andere lebt einfach, sie wandert durch die Tage und die Wochen, sie lacht, sie scheitert mal, aber das gehört dazu zum Leben, denn dann geht es weiter, und sie kann sich sogar dem Sterben einer anderen nähern - sehr unbefangen, sehr nah, so sehr lebt sie, unverwundbar."Liebe das Leben" haben die Verballhorner vom Dienst den schönen Originaltitel dieses Films, "La vie rêvée des anges" (Das geträumte Leben der Engel), umgetauft - und damit eine programmatische Undeutlichkeit auf eine Handlungsanweisung verkürzt.Aber um Leben immerhin, sehr, und um Liebe auch, wenn auch weniger, geht es doch.In erster Linie aber um eine seltsame, ruppige Freundschaft zwischen zwei jungen Frauen: Isa (Elodie Bouchez) ist die Streunerin, Marie (Natacha Régnier) die Grüblerin - und beide siedeln sie an der Kante der Gesellschaft, dort wo Billigjob und Arbeitslosigkeit fast ineins gehen, so schnell wechselt man vom einen zum anderen.Beide hausen in einer überlassenen Wohnung, auf Zeit: Zwischennutzerinnen, Parasitinnen, die sich nicht um ein Klingelschild scheren, die nicht wirklich eine feste Adresse suchen im Leben.Oder - am Ende - doch?

Als der Film im Frühjahr in Cannes lief, da war eine großes, schönes, weites Atmen unter den Leuten: Auf "La vie rêvée des anges", auf diesen wundersam gelückten Erstlingsfilm eines längst nicht mehr Jungen, konnte man sich verständigen ohne viel Aufhebens.So wie dieser Film, körnig, mit ruhiger Hand und ruhiger Handkamera gedreht, nicht viel Aufhebens macht von seiner Geschichte, die er dem Rhythmus des Lebens selbst anpaßt: Mal geht es schneller, mal verliert man sich in einen Umweg, dann wieder entdeckt man etwas, dem man sich länger widmet (und entdeckt dabei sich selbst), dann wieder ist man getroffen von einer Gemeinheit oder von einem Schmerz.Die Männer in diesem Film, durchaus vorhanden, aber nicht zahlreich, bleiben seltsame Schattenwesen: zwei Türsteher der Kleinstadtdisco, verschieden wie Pat und Patachon, der eine ein Koloß mit Herz (Patrick Mercado), der andere physisch und psychisch fast verschwindend daneben (Jo Prestia); und ein verwöhnter junger Kerl namens Chriss(Grégoire Colin), Kneipenbesitzerssohn und Disco-Chef mit Zukunft, der, erst die nebensächlichste der Nebenfiguren, plötzlich Schicksal spielen darf und folglich Schicksal spielt, ohne mit der Wimper zu zucken.Aber so geht das eben manchmal im Leben. jal

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false