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Kultur: Liebe ist kein Spiel

Nach wie vor ist die Faszination von Henry James auf Filmemacher ungebrochen.Vor Jahrzehnten waren es Claude Chabrol, Jacques Rivette und Francois Truffaut, die Novellen und Kurzgeschichten des Amerikaners adaptierten.

Nach wie vor ist die Faszination von Henry James auf Filmemacher ungebrochen.Vor Jahrzehnten waren es Claude Chabrol, Jacques Rivette und Francois Truffaut, die Novellen und Kurzgeschichten des Amerikaners adaptierten.In den letzten Jahren gilt das Interesse verstärkt den großen Romanen.James Ivory ("Die Europäer", "Die Damen aus Boston"), Jane Campion ("Das Porträt einer Lady") und Agnieszka Holland ("Washington Square") schlugen sich - mit Einschränkungen - redlich, und auch Iain Softley, der sich nun die Perle aus dem James-Romanwerk herausgepickt hat, gebührt Respekt.

Kühle Zurückhaltung - nicht ohne Grund.Wer einen Roman der Jahrhundertwende aktualisieren will, tut ihm notwendigerweise Gewalt an, was hier so weit geht, daß die für das Verständnis der Figuren unerläßlichen gesellschaftlichen Voraussetzungen vereinfacht, wenn nicht sogar weggelassen werden.Das ewige Dilemma der Literaturverfilmungen.Niemand wünscht sich eine filmische Nacherzählung, aber Softley und sein Drehbuchautor Hossein Amini verwandeln das überaus feine Gespinst der Beziehungen zu einem allzu grobmaschingen Geflecht.Die junge Kate Croy (Helena Bonham Carter), sie lebt nach dem Tod der Mutter bei ihrer vermögenden Tante Maud (Charlotte Rampling), erscheint teuflischer, als sie James konzipiert hatte.Ihre Intrige, mit der sie der Londoner Gesellschaft ein Schnippchen schlagen will, um den geliebten Mann, den mittellosen Journalisten Merton Densher (Linus Roache), heiraten zu können, hat sie im Film ganz allein zu verantworten.

Schön sieht Helena Bonham Carter aus, zart, mit großen, dunklen Augen, die sonst soviel Sanftheit ausstrahlen.Ihre Kate aber ist hart und durchtrieben, und auch das nimmt man ihr ab.Ihre Leidenschaftlichkeit wirkt satanisch, wenn nun mit Milly Theale (Alison Elliot) die zweite weibliche Hauptfigur erscheint.Sie ist reich, aber auch sterbenskrank.Wenn Kate sie nun mit Merton erfolgreich verkuppelt, wird sie ihn nach ihrem Tod reich machen, Kate wäre dann die lachende Erbin.So geht man nicht mit der Liebe um, der Meinung war schon der moralische Henry James und ließ Kate, den Erfolg schon zum Greifen nah, schnöde scheitern."Nie werden wir wieder so sein, wie wir waren."

Pompöser Historismus: Die Zuschauer werden geblendet von exquisiten Schauplätzen, von überladen ausstaffierten Jahrhundertwendevillen.Vom herzoglichen Landschloß mit weiträumigen Zimmerfluchten und Bildergalerien und vom venezianischen Palazzo Leporelli, in den sich Milly zum Sterben zurückzieht.Hier soll James den Roman geschrieben haben, die Filmcrew hat sich bemüht, möglichst viel Original-Mobiliar zusammenzutragen.Natürlich ist das eine Augenweide, ebenso wie die raffinierten, weich fließenden Kostüme (Oscarnominierung!), aber der Film droht, an seiner Ausstattung zu ersticken und die Figuren zu dekorativen Schnörkeln verkommen zu lassen.Nur eine so starke Schauspielerin wie Helena Bonham Carter kann sich da behaupten - und Charlotte Rampling als Tanten-Hexe.

Adria, Cinema Paris, Colosseum, CineStar, Gloria, International, Off, Olympia (OmU)

CARLA RHODE

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