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Die Schauspielerin Emmanuelle Riva (1927-2017).

© AFP

"Liebe"-Star tot: Emmanuelle Riva gestorben

Die französische Schauspielerin Emmanuelle Riva im Alter von 89 Jahren gestorben. Mit "Hiroshima mon Amour" wurde sie berühmt, für ihre Rolle in "Liebe" erhielt sie eine Oscarnominierung.

Ihre Stimme, die den Schrecken evoziert, das Wissen um die Gewalt in der Welt, sie klingt wie hypnotisiert und hat selber hypnotisierende Wirkung. Ihre Gestalt, ihr aufrechter Gang, ein Lichtblick in den leeren Straßen der Nacht: helle Bluse, heller Rock, helles Haar, das feine und doch expressive Gesicht. Wie sie, die Französin, in den Spiegel schaut und sich hier, in Hiroshima, angesichts ihrer Romanze mit einem Japaner an ihre Liebe zu einem deutschen Soldaten erinnert, die mit dem Tod endete und einer nie verwundenen Demütigung: So stockend und doch bestimmt ist ihre Diktion, als habe die Vergangenheit sie zum Medium erkoren.

Es ist vor allem dieses Sprechen, das Emmanuelle Riva zur Filmgeschichte beigetragen hat: die Rede zwischen Trauma und Traum, und zwischen den Worten lauert der Tod. Und ihr Gang, Nachtwanderung einer Verlorenen durch die kriegsversehrte, wiederaufgebaute Gegenwart, setzt sich wenig später fort, in Antonionis „La notte“, als Jeanne Moreau durch eine andere Nachkriegsstadt läuft, durch Mailand.

Sie filmte mit Melville, Franju, Kieslowski

Als die 32-jährige Emmanuelle Riva in Alain Resnais’ Erstlingsfilm „Hiroshima, mon Amour“ nach einem Drehbuch von Marguerite Duras 1959 die Hauptrolle übernahm, war sie sofort berühmt. Cannes, Preise, Drehangebote – dem Tagesspiegel gestand die aus den Vogesen stammende Tochter eines Gebäudemalers vor vier Jahren, sie habe damals zu viele Anfragen abgelehnt. Sie filmte trotzdem mit Melville, Franju, Kieslowski und stand auf der Theaterbühne, bis der Ruhm sie noch einmal einholte, 2012, ein halbes Jahrhundert nach ihren Anfängen mit der Nouvelle Vague.

Ihr letzter Film kommt im März ins Kino

Für ihren Part in Michael Hanekes Drama „Liebe“ wurde sie 85-jährig für den Oscar nominiert, als älteste Oscar-Anwärterin in der Geschichte der Academy. Wieder spielte sie eine Versehrte, eine Verlorene, nackt im Angesicht des Todes: Anne ist nach einem Schlaganfall in ihrem Körper gefangen, will nicht mehr leben, ihr Mann, Jean-Louis Trintignant, erstickt sie mit einem Kissen. Riva gewann dann zehn andere Preise dafür.
Am Freitag ist Emmanuelle Riva mit 89 Jahren in Paris gestorben. Ihr letzter Film, die romantische Komödie „Paris pieds nus“, kommt im März in die Kinos.

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