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Kultur: Liebend serviert

ALTE MUSIK

Als sich Claudio Monteverdi daran machte, für den Affekt des Zorns eine musikalische Entsprechung zu finden, teilte er sein 8. Madrigalbuch auf in kriegerische und amouröse Gesänge. Doch das Meer der Emotionen ist kein Schwimmbecken, es duldet keine Grenzen. In ihm treiben liebende Krieger und kriegerische Liebende, bald von Wellen empor gehoben, bald hinab gezogen auf den kühlen Grund der See.

René Jacobs hat sich mit Mitgliedern des Concerto Vocale und der Akademie für Alte Musik in der Staatsoper aufgemacht zu den Schlachtfeldern: Er lauscht der Klage einer verlassenen Nymphe (bewegend zart: Nuria Rial), wohnt mörderischen Zweikämpfen bei (packend geschildert von Ricardo Novaro) und sieht die gemarterten Spröden tanzen , die meinten, sich der Liebe versagen zu können. Eine besonders wüste Form der Verschwendung, die die Phalanx von Amor, Venus und Pluto prompt aufs Schärfste bestraft. Wessen Schönheit so vergänglich ist, der muss wenigstens lieben, befinden die Götter.

Sich damit abzufinden, dass sich im Herzen Feuer und Eis beständig mischen, ist gar nicht so schwer angesichts der großen Reize, die René Jacobs seinem Ensemble entlockt. Mit federnder Leichtigkeit werden verglühende Liebende als Sterne an einen prachtvollen musikalischen Himmel versetzt – um dort ewig weiter zu leuchten. Eine leise Heiterkeit verwandelt die Gesichter im Saal, während auf der Bühne erneut der Diebstahl eines Herzens beklagt wird. Der Chor rät: „Lass doch dein Herz sich von einem so beglückenden Feuer verzehren und schweige.“ Die Früchte des Zorns, sie können herrlich süß schmecken Ulrich Amling

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