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Kultur: Lied der Freiheit

Mexiko in Berlin: Lila Downs im Haus der Kulturen der Welt

Im restlos ausverkauften Haus der Kulturen der Welt wird sie wie ein Superstar gefeiert: Lila Downs, die mexikanische Tochter eines US-Amerikaners und einer Mixtekin. Mit ihren meterlangen Zöpfen, der dunklen Augenpartie und ihrer Liebe zu indianischen Textilsymbolen erinnert Downs an die mexikanische Malerin Frida Kahlo. Zugleich aber beruft sie sich aufs Erbe der politischen Folksongs von Woody Guthrie. Und ihr neues Album „Border“, das sie den illegalen Auswanderern an der Grenze zwischen Mexiko und den USA widmet, könnte der Soundtrack zu T. C. Boyles Roman „The Tortilla Curtain“ sein.

Natürlich hat Downs, die bereits in der Kindheit Mariachis sang, dann aber in Minnesota Operngesang und Anthropologie studierte, auch ihre Musik mestizisiert. So wird die Trompete der Mariachis durch ein jazziges Saxofon ersetzt, das ihr amerikanischer Partner Paul Cohen spielt. Downs wunderbare, mehrere Oktaven umfassende Stimme ist eingewoben zwischen Piano, Harfe und afro-indianischer Percussion. Die Sängerin besingt die Freiheit, sie jubiliert und seufzt und tanzt mit ihren Stiefeln auf einem Boden aus Blütenblättern.

Doch obwohl Lila Downs die schönste und eindringlichste Version von "La Llorona" seit Irma Vila interpretiert, verläuft ihre naturalistisch-indigenistische Inszenierung manchmal hart an der Grenze zum Jargon der Eigentlichkeit. Lhasa Sela, die andere junge Diva in Mexiko, Tochter eines mexikanischen Literaturprofessors und einer amerikanischen Fotografin, wirkt da überzeugender. Ihr gebrochenes Sentiment menschelt nicht, sondern ist vielmehr durchdrungen von zärtlichem Pessimismus. Ay!

Roman Rhode

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