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Kultur: Linda Aronson schreibt über ein Mädchen mit Geschäftssinn

Der Seetang stinkt immerzu, er riecht wie eine Mischung aus "Rosenkohl und alten Socken". Zumindest, wenn man ihn, wie Emilys Familie, in einer uralten, grünen und kochendheißen Fabrik verarbeitet.

Der Seetang stinkt immerzu, er riecht wie eine Mischung aus "Rosenkohl und alten Socken". Zumindest, wenn man ihn, wie Emilys Familie, in einer uralten, grünen und kochendheißen Fabrik verarbeitet. Auf einer Insel in Australien betreibt Familie Tate ein Unternehmen der besonderen Art. Die Tates sind seltsame Leute. Gnadenlos kurzsichtig und rothaarig, ebenso so skurril wie verrückt, genauso liebenswert wie chaotisch und leider - ohne jeden Geschäftssinn. Kein Wunder, dass die elfjährige Emily Tate, sich lieber Wirtschaftsmagazine kauft als Rockstar-Poster, und große Träume entwickelt. "Emily Enterprises" soll entstehen, sei selbst wird ein brillanter Wirtschaftskopf und dabei unglaublich schön und feminin...

Doch dann stirbt plötzlich ihr Erb-Großvater und die Realität holt den Traum ein. Der Verwandte und Miterbe John Tate, kommt auf die Insel. Er ist jung, charmant - und ein moderner Geschäftsmann. Emily ist hingerissen. Endlich einer, der ihren seit Jahren entwickelten Plänen zuhört: Sie weiß doch genau, wie man den alten Seetang-Laden wieder in Schwung bringen kann ...

Dieses Buch sprüht vor skurril-witzigen Ideen, Slapstick-Einlagen, dummen Sprüchen, gekonnten Pointen, hintersinniger Ironie und orgineller Wortwahl. Aber die Australierin Linda Aronson kann nicht nur schreiben, sondern hat auch eine Mädchenfigur geschaffen, deren zupackender Lebensentwurf ganz selbstverständlich wirkt. Emilys Finanzbegabung wird weder in Frage gestellt, noch besonders hervorgehoben. Sie ist einfach da. Und Emily ist stolz darauf. Gleichzeitig interessiert sie sich brennend fürs Frausein und die Liebe. Ihre herrlich kitschigen, phantasievollen Tagträume von Erfolg und Liebe erweisen sich teilweise sogar als visionär. Tagträumen kann durchaus gute Folgen haben.

Das ist ein Roman, wie wir ihn uns für unsere Töchter wünschen: Wo die Mädchen auf ganz natürliche Weise in die alten "Männderdomänen" hereinwachsen lassen und die Ziele hochstecken, der Weiblichkeit aber ebensoviel Platz einräumen.Linda Aronson: Ein Genie wie Emily. Fischer Schatzinsel, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000. 256 Seiten. 24,80 Mark. Ab 11 Jahren.

Stephanie von Selchow

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