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Kultur: Lis(z)tig

Das Programm des „Musikfest Berlin 2011“

Das Philadelphia Orchestra und Charles Dutoit, Christian Thielemann mit der Dresdner Staatskapelle, Esa-Pekka Salonen und das Philharmonia Orchestra London, Anne-Sophie Mutter als Solistin des Pittsburgh Symphony Orchestra – „Musikfest“-Chef Winrich Hopp verbindet in diesem September internationalen Glanz mit programmatischer Tiefe. Denn er nimmt den 200. Geburtstag Franz Liszts zum Anlass, um über die Rolle des komponierenden Virtuosen in der Musikgeschichte nachzudenken: „Liszt wollte ja das Orchester mit dem Klavier rechts überholen“, erklärt Hopp – weil er große Sinfonik mit zwei Händen bewältigte, empfand er vielköpfige Ensembles als überflüssig. Hector Berlioz reagierte auf diese Anmaßung, indem er in seiner Orchestrationslehre den Mangel des Klaviers herausstrich, nämlich die Klangfarbenvielfalt. Und Richard Wagner, der Musik stets von der Stimme her gedacht wissen wollte, wütete gegen seinen Schwiegervater: Liszt verehre „Hämmer, aber keine Menschen“.

Dieser ästhetische Streit findet sein Echo in fast allen Programmen des „Musikfest Berlin 2011“, das zwischen dem 2. und 20. September die großen Berliner Orchester mit spannenden Gästen aus aller Welt zusammenbringt. Dabei geht es Winrich Hopp ebenso um die erste Generation nach Liszt (in Gestalt von Ferruccio Busoni, Hans Pfitzner oder Heinrich Kaminski) wie auch um den Einfluss des Avantgardisten Liszt auf heutige Zeitgenossen wie Wolfgang Rihm, Hans Zender und Luigi Nono. Denn das Ringen um Klangfarben wie der Bezug auf die menschliche Stimme bestimmte auch im 20. Jahrhundert wesentlich den musikalischen Diskurs.

Zum wahrhaft festivalwürdigen Finale ist Gustav Mahlers „Sinfonie der Tausend“ unter Simon Rattle zu erleben, kontrapunktiert durch Nonos „Prometeo“, gespielt vom Konzerthausorchester. Für die Vorbereitung dieses komplexen Werks wird dem Festival der Kammermusiksaal zehn Tage zur Verfügung stehen. F. H.

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