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Wer Osteuropa außerhalb der bekannten Wege erkunden will, ist bei den "Little Global Cities" genau richtig.

© dpa

Literarische Reiseführer: Nebenwege in Osteuropa

Zum ersten Mal gibt es mit "Little Global Cities" Reiseführer für Osteuropa, die sich abseits der bekannten Kulturpfade bewegen. Sie locken mit Literatur, Fotos - und Orten, die ein Fremder niemals entdecken würde.

Wie entdeckt man eine unbekannte Stadt? „Man braucht Zeit, um sich zu langweilen, erst dann kann man eine Stadt richtig kennen lernen. Bislang kam ich noch nicht dazu, mich in Novi Sad zu langweilen“, schreibt der Bonner Schriftsteller Marc Degens. Mit einem Stadtschreiber-Stipendium bereiste er die Hauptstadt der nordserbischen Provinz Vojvodina und verfasste literarische Beiträge für die Reisebücher-Reihe „Little Global Cities“. Und nach Langeweile sehen weder Degens’ noch die anderen Beiträge aus, die zwölf osteuropäische Städte abseits der ausgetretenen Kulturpfade präsentieren.

Angereichert mit Gedichten, Schwarz-Weiß-Fotos und pointierten Prosatexten nähern sich die Reiseführer den Städten von zwei Seiten: Lokale Künstler und eigens angereiste deutsche Literaten zeigen, was ihnen an Osijek (Kroatien), Szeged (Ungarn) und dem rumänischen Temeswar gefällt. Diese wenig bekannten Ziele machten bei der Buchvorstellung am Dienstag in Berlin den Anfang. Von Sarajevo über das slowakische Košice bis zum österreichischen Graz werden weitere Städte folgen, deren Gemeinsamkeit neben der Orthografie vor allem in ihrer Rolle als regionale Zentren von Kunst und Kultur liegt. In jedem der Bücher kommen Reisende mit Hang zu Abseitigem auf ihre Kosten, neben privaten Cafés und geheimen Galerien tauchen etwa im Osijek-Band alte, verfallende Industriehallen auf. Lost Places im Osten, mit dem Charme des Morbiden. Ideal für Gäste, die nicht im Touristenstrom untergehen möchten.

Die Vorstellung der ersten vier Bände wurden von Hana Stojik moderiert, die vor allem den „unkonventionellen Blick“ herausstellt, den die Reisebücher ermöglichen sollen. „Meiner Ansicht nach hat es im deutschsprachigen Raum einen solchen Ansatz noch nicht gegeben.“ Welche Schwierigkeiten es bei einem unkonventionellen Projekt geben kann, erlebte Stojik an ihrer Heimatstadt Sarajevo, wo kurzerhand zwei Museen geschlossen wurden, die in dem Buch auftauchen sollen. Doch für Pessimismus hat Stojik keinen Sinn, „schließlich hat gerade eine neue Attraktion aufgemacht, ein Tunnel, durch den während des Krieges Bürger von Sarajevo aus der belagerten Stadt fliehen konnten“. Heute ist der ehemalige Fluchtweg für alle offen – und nun auch für Ausländer ausfindig zu machen.

Die Bände der Reihe „Little Global Cities“ erscheinen bei Kerber, je 19,95 €

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