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Kultur: Literatur-Hits: Schlink ist Trumpf

Die deutsche Literatur hat einen neuen Götterliebling, und niemand soll sagen, Amerika sei daran ganz unschuldig. Der Berliner Jurist Bernhard Schlink belegt mit seinen Geschichten "Liebesfluchten" (Diogenes) Rang eins der SWR-Bestenliste im Februar.

Die deutsche Literatur hat einen neuen Götterliebling, und niemand soll sagen, Amerika sei daran ganz unschuldig. Der Berliner Jurist Bernhard Schlink belegt mit seinen Geschichten "Liebesfluchten" (Diogenes) Rang eins der SWR-Bestenliste im Februar. Auch ohne seinen letzten Roman "Der Vorleser", dem Talkshow-Königin Oprah Winfrey in den Staaten zum Bestseller-Status verhalf, wäre Schlink ein eindrucksvoller Autor, aber mit dem Erfolg im Rücken ist es eben gleich noch Mal so schön. Auf Platz zwei ebenfalls ein Berliner, der "Tarzan vom Prenzlauer Berg", Adolf Endler, mit gewohnt verschrobenen Gedichten aus den Jahren 1963 bis 1998 unter dem Titel "Der Pudding der Apokalypse" (Suhrkamp). Die Wienerin Marlene Streeruwitz kommt mit ihrem feministischen Reisebericht "Nachwelt" (S. Fischer) auf Rang drei. Ihre Landsfrau und nicht zuletzt Schwester im Geiste Elfriede Jelinek belegt mit ihrem neuen Roman "Macht nichts", Untertitel: "Eine kleine Trilogie des Todes", den vierten Platz. "Nabokovs Katze" (Aufbau), ein Roman des Berliner Schriftstellers Thomas Lehr, auf Rang fünf nimmt den Leser auf einen LSD-Horrortrip mit: eine interessante und erschreckende Reise durch die Befindlichkeiten der Nach-68er-Generation. Biagio Marin, ein Dichter aus Grado, für den sich Claudio Magris im Rahmen seiner Mitteleuropa-Forschungen immer wieder stark gemacht hat, belegt Platz 6 mit "In memoria. Der Wind der Ewigkeit wird stärker" (GVA & Frieden, Urs Engeler Editor). Die lakonischen Erzählungen des Schweizers Peter Stamm mit dem Titel "Blitzeis" (Arche) hat die Kritiker-Jury auf Rang sieben gewählt. Die wunderschöne und von Peter Urban neu übersetzte Ausgabe der "Romane" von Aleksandr Puskin (Friedenauer Presse) ist auf Platz acht. Die Ränge neun und zehn teilen sich zwei höchst unterschiedliche Bände: Zum einen die biographische Recherche ("Fast ein Roman"), die der Ungar György Dalos der Beziehung zwischen Boris Pasternak und seiner Privatsekretärin Olga Iwinskaja gewidmet hat: "Olga - Pasternaks letzte Liebe" (Europäische Verlagsanstalt). Zum anderen Michel Houellebecqs wütende Roman-Abrechnung mit der sexuellen Libertinage im Gefolge von 1968: "Elementarteilchen" (Dumont). Als persönliche Empfehlung nennt der Münchner Kritiker Eberhard Falcke Annegret Helds Roman "Die Baumfresserin" (Rowohlt).

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