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Kultur: Literatur-Tipps: Über das Lieben nach dem Buch

Die Kriminalstatistik beweist: Zu Mord und Totschlag kommt es, mehr als anderswo, am häuslichen Herd. Damit es bei Ihnen nicht so endet, wenn ER oder SIE sich mal wieder nicht meldet, alle Alarmglocken Sturm läuten - dann, nein, greifen Sie nicht zum Telefonhörer, sondern besser, viel besser zu einem Buch.

Die Kriminalstatistik beweist: Zu Mord und Totschlag kommt es, mehr als anderswo, am häuslichen Herd. Damit es bei Ihnen nicht so endet, wenn ER oder SIE sich mal wieder nicht meldet, alle Alarmglocken Sturm läuten - dann, nein, greifen Sie nicht zum Telefonhörer, sondern besser, viel besser zu einem Buch. Und da es sich in solchen Situationen ja auch nicht anrät, zu Hause auf dem Sofa klammheimlich zu warten, warten, warten, könnten Sie sich Rat holen bei einem, der Bescheid weiß auf solch heiklem Terrain. Bei Roland Koch zum Beispiel. Der liest heute um 20 Uhr in Marga Schoellers Bücherstübe aus seinem neuen Roman "Paare". Denn was tröstet mehr als das Elend anderer, die Tatsache etwa, dass auch schon in jungen Ehen der Verrat nistet. So eine führen Christina und Jens, beide Anfang dreißig, gut situiert. Ihrem Glück steht eigentlich nichts im Weg. Außer dass er sie betrügt, und und und ... und dennoch: kein Fall für die Kriminalstatistik.

Noch nicht besser? Dann schmökern Sie in einer gerade erschienenen Anthologie von dem Ehe(!)paar Angelika Overath und Manfred Koch. "Schlimme Ehen" ist in Enzensbergers "Anderen Bibliothek" erschienen und fungiert als eine Art Bestimmungsbuch, wie es Pilzsammler kennen.

An der Liebe krankt auch Püppi, die linkshändige Setzerin in Katja Lange-Müllers neuem Roman "Die Letzten". Püppi projiziert ihre Sehnsucht nach Glück schließlich auf eine Topfpflanze. Kein Wunder, bei den Männern, mit denen sie zusammen den Roman bevölkert! Da ist der schizophrene Drucker, der sich am liebsten mit Maschinen unterhält, oder der Kollege, in dessen Lende einst ein parasitärer Zwillingsbruder steckte. Alle arbeiten in einer privaten Druckerei im Ostberlin der siebziger Jahre. Katja Lange-Müller besichtigt ein untergegangenes Milieu. Aber garantiert ohne Leidensmiene und Ostalgie. Und wer was für lakonischen Humor und bissige sprachliche Präzision übrig hat, für den ist die Lesung der Autorin am kommenden Donnerstag um 21 Uhr im Buchhändlerkeller ein Muss.

Einen Tigersprung braucht es schon, um von der Cramerstraße zur Matthäuskirche im Kulturforum und zu Günter de Bruyn zu kommen. Der großbürgerliche Verfechter einer deutschen Kulturnation ersetzt dort mit seiner Lesung am 9. September um 19 Uhr quasi die Abendandacht.

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