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Buchmessen-Rundgang: Empfänge, Floskeln, Visitenkarten

Von Aufbau bis Suhrkamp: Ein Rundgang unseres Buchmessen-Reporters Gerrit Bartels.

Ein Verleger muss auf die Frankfurter Buchmesse, ganz klar, selbst wenn er erst seit zwei Tagen Verleger ist und das Verlagsgeschäft gar nicht kennt. Freundlich lächelnd und sympathisch wirkend sitzt Matthias Koch, der neue Eigner des Aufbau-Verlags, am Mittwochvormittag im Pressezentrum der Messehallen und erzählt, was er einen Tag zuvor schon in Berlin erzählt hat: von seiner Affinität zu Aufbau noch aus Westberliner Studententagen, von seinem Haus, das er am Kreuzberger Moritzplatz erworben hat und wo der Verlag, eine Buchhandlung, ein Theater und eine Galerie rein sollen, von seinem Plan, „die Identität des Verlags zu bewahren und  seine Tradition fortzusetzen“. Neben Koch sitzen der Insolvenzverwalter und die Aufbau-Geschäftsführer René Strien und Tom Erben, und diese beiden machen dann aus dieser an sich überflüssigen Veranstaltung eine noch überflüssigere Werbeshow und stellen in branchentypischen Floskeln das Herbst- und das Frühjahrsprogramm 2009 von Aufbau Titel für Titel vor.

Aufregender ging es einen Abend zuvor beim traditionellen Berlin-Verlags-Empfang im Frankfurter Hof zu. Dort wurde die Booker-Preis-Verleihung übertragen, und als verkündet wurde, dass der junge indische Autor Aravind Adiga den Preis für seinen Debütroman „Der weiße Tiger“ bekomme, brach Jubel aus, vermutlich aber nicht von Mitarbeitern des Berlin Verlags: Der Roman ist in deutscher Übersetzung bei C.H. Beck erschienen. Doch beim Berlin Verlag sieht man so etwas entspannt, hier sind sowieso immer alle und damit auch die Kollegen willkommen, Helge Malchow von KiWi etwa, oder Tom Kraushaar von Klett-Cotta.

Feltrinelli, Schulze, McEwan

Auch die große italienische Verlegerin Inge Feltrinelli ist da, Autoren wie Ingo Schulze und Ian McEwan, oder der isländische Literaturtausendsassa Halldór Gudmundsson, der den Gastlandauftritt Islands 2011 vorbereitet. Gudmundsson macht nicht den Eindruck, als würde ihn die Finanzkrise, die gerade Island so heftig durchschüttelt, groß umhauen. „Ich finde das aufregend“, sagt er, gesteht dann aber, einige Schwierigkeiten gehabt zu haben, an Euro zu kommen. Zum Abschied steckt er einem noch eine Visitenkarte zu und grinst dabei: „Sagenhaftes Island“ steht drauf.

Kritiker müssen draußen bleiben

Sagenhaft ist auch der Suhrkamp Verlag, der immer am Buchmessenmittwoch seinen Kritikerempfang veranstaltet. Natürlich sind wieder alle da, um Biere und Weine zu trinken und die neue Suhrkamp-Autorin Sybille Lewitscharoff zu beäugen. „Alle“ aber stimmt nicht ganz. Dieses Jahr nämlich wurden ein paar Kritiker nicht eingeladen, und zwar solche, die ihre Arbeit getan und Ulla Unseld-Berkéwicz Trauerbuch „Überlebnis“ nicht ganz so freundlich besprochen hatten. War es allein schon ein Grund zur Kritik, dass Berkéwicz das Buch in ihrem eigenen Verlag veröffentlichte, so bestätigt sie diese mit ihrer merkwürdig weltfremden Einladungspolitik. Beleidigte, verletzte Autorin und gleichzeitig Verlegerin zu sein - das kann nicht gut gehen, da vermengen sich die Interessen aufs unguteste. Seltsam und sonderbar, dieser Suhrkamp Verlag und seine Vorturnerin.

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