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BUCHPREMIERERolf Schneider stellt seine Autobiografie vor: Ein Leben, zwei Deutschlands

Ein Leben in Deutschland habe er gelebt, schreibt der 80-jährige Rolf Schneider im Untertitel seiner Autobiografie „Schonzeiten“ (be.bra Verlag).

Ein Leben in Deutschland habe er gelebt, schreibt der 80-jährige Rolf Schneider im Untertitel seiner Autobiografie „Schonzeiten“ (be.bra Verlag). Für die Verfasser von Literaturgeschichten wird er aber immer ein Autor der DDR bleiben, der in diesem Land keine Schonzeiten erlebt hat, sondern als „kaputter Typ“ und „indiskutabler Literat“ geschmäht wurde. Aus Hermann Kants Schriftstellerverband wurde er ausgeschlossen, sein ostdeutscher Verlag Hinstorff verweigerte den Druck seines Romans „November“ um die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Sein Westverlag Luchterhand wurde mit dem Verlust seiner DDR-Lizenzen bedroht, wenn er „so was Perfides“ wie Schneiders Roman herausbrächte. Der Verlag knickte ein, ein anderer besaß mehr Mut (und hatte nicht Christa Wolfs Verlagsrechte zu verlieren).

Schon vorher hatte Schneider darüber sinniert, ob es zwei deutsche Literaturen oder nur eine gebe – „die westdeutsche. Manche Autoren leben in der DDR“. Er selbst ziehe es vor, nur gute und schlechte Literatur zu unterscheiden. Seine Autobiografie jedenfalls ist gute Literatur, besser als die Rechtfertigungsmemoiren seines Verfolgers Hermann Kant und durchaus ebenbürtig den Erinnerungen seines Chemnitzer Landsmanns Stefan Heym. Beide, die Heimatstadt und den Kollegen, würdigt er liebevoll. Schonungsvoll geht Schneider mit Weggefährten um, die ihm nicht immer freundlich gesonnen waren: Seinen Beleidiger Dieter Noll ignoriert er, über Biermann, der ihm trotz des Protests gegen die Ausbürgerung „Opposition aus Opportunismus“ vorgeworfen hatte, verliert er kein böses Wort. Hannes Schwenger

Buchlokal, Do 11.4., 20 Uhr, 5 €; Literaturhaus

Berlin, Fr 12.4., 20 Uhr, 5/3 €

Hannes Schwenger

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