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Literatur: Freunde fürs Leben

Wolf Erlbruch erzählt sehr sensibel von der Ente und dem Tod

Was bedeutet der Tod, mit welchem Gesicht präsentiert er sich, und was kommt nach dem Tod? Wolf Erlbruchs neuer Bildband „Ente, Tod und Tulpe“ greift wieder eine der großen Lebensfragen heraus. Diesmal geht es nicht um die Schöpfungsgeschichte oder den Sinn des Lebens, sondern um die Frage, die eng mit dem Osterfest verknüpft ist. Mit 30 bunten Tierillustrationen führt Erlbruch Kinder ab drei Jahren sensibel an das Thema heran.

Eine weiße Ente steht vor einer Bretterwand und kann nicht weiter. Sie blickt sich um und erschrickt. „,Schön, dass du mich endlich bemerkt hast’, sagte der Tod. ,Ich bin der Tod’.“ Erlbruch stellt den Tod sympathisch da, mit einem weiß-blau-rot karierten Mantel bekleidet, in der Größe eines dreijährigen Jungen. Er begleitet die kleine Ente bis zu ihrem letzten Atemzug. Ente und Tod werden beinahe Freunde. Er geht mit ihr im Teich gründeln, und sie wärmt ihn danach, als er friert. Er klettert mit ihr auf einen Baum und beantwortet ihr die Frage, ob der Teich für sie nach dem Tod noch da ist. „Wenn du tot bist, ist auch der Teich weg – zumindest für dich.“

Doch hin und wieder muss er sich auch eingestehen, dass er nicht alles weiß. Als die Ente ihn fragt, ob sie nach dem Tod als Engel mit Flügeln auf einer Wolke sitzt oder in der Hölle gebraten wird, glaubt er schulterzuckend eher an die Vorstellung vom Engel mit den Flügeln.

Wolf Erlbruch ist mit dem Bildband ein weiteres Kunstwerk geglückt, das ein so schweres Thema angstfrei, in heiterer und einfühlsamer Weise behandelt. Die künstlerisch eindrucksvolle Gestaltung der Bilder, die vielseitigen Entenkarikaturen und das einfallsreiche Wechselspiel zwischen Ente und Tod sind für Kinder wie auch Erwachsene ein berührendes Lesevergnügen. Claudia Hangen

Wolf Erlbruch: Ente, Tod und Tulpe.

Verlag Antje Kunstmann GmbH, München, 2007, 32 Seiten. 14,90 Euro. Ab drei Jahren.

Claudia Hangen

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