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Lesestoff: Willy Brandt - der andere Deutsche

Helga Grebings Buch über Willy Brandt steckt voller Differenzierungen, ohne vorliegenden Biografien Konkurrenz zu machen. Ihr selbst geht es eher um das politische Profil Brandts.

Dass nun zusammenwachse, was zusammengehört, hat Willy Brandt 1989 nicht erst nachträglich konstatiert. Er ist damit auf sich selbst zurückgekommen, wie Helga Grebing in ihrem Porträt „Willy Brandt – Der andere Deutsche“ bemerkt. Die vielfache Historiografin der SPD zitiert Brandt zweimal – 1955 und 1964 – mit fast gleichlautenden Sätzen. Eine „Wiedervereinigung“ hielt er für eine Begriffsverwirrung, „als ob die Geschichte und die europäische Wirklichkeit für uns eine Anknüpfung an das Bismarck-Reich bereithielt.“ Grebings Buch steckt voll solcher Differenzierungen, ohne vorliegenden Brandt-Biografien Konkurrenz zu machen; da gilt ihr Peter Merseburger mit Recht als „profundester Biograf“. Ihr selbst geht es eher um das politische Profil Brandts, der seine Partei wie kein anderer nach 1945 prägte. Links und frei hat er sich selbst in seinen Erinnerungen genannt; schon in seinem Abituraufsatz 1932 konnte man lesen: „Politische Demokratie allein gibt es aber nicht. Soziale und kulturelle Demokratie gehören zur wirklichen Demokratie hinzu.“ Das ist der sprichwörtlich rote Faden, der seine Biografie durchwirkt – und Grebings Porträt die Farbe gibt.

Helga Grebing: Willy Brandt. Der andere Deutsche, Wilhelm Fink Verlag, München 2008, 184 Seiten, 19,90 Euro.

Hannes Schwenger

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