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© dpa

Lesung: Thomas Meinecke: Klärende Durchzüge

Thomas Meinecke, Schriftsteller und Sänger der Band Freiwillige Selbstkontrolle, liest in Berlin aus seinem neuen Roman "Jungfrau".

Der Spaß beginnt in Thomas Meineckes neuem Roman „Jungfrau“ schon auf der ersten Seite. Da steht der Ex-Theaterwissenschaftler und jetzige katholische Theologiestudent Lothar Lothar in der Schlange eines McDrive und macht sich Gedanken über die Insassinnen eines vor ihm stehenden Ford Capris. Auslöser dafür: die Automarke, ein Aufkleber auf dem Kofferraum, die hochtoupierten Haare der Damen. Dann beschreibt er die von dem Vorbesitzer stammenden Aufkleber auf dem eigenen Auto, so das Logo eines Techno-Clubs, und fragt sich: „Wie sollten die hinter ihm, in ihrem hochaufragenden Land Rover, Lothar daraufhin einschätzen?“

Das sind so Fragen – gerade wenn man ein hochgradig verfeinertes Bewusstsein für Pop, seine angeschlossenen Kulturen und mit ihm korrespondierenden Theorie-Diskurse hat. Thomas Meinecke, 1955 geborener Musiker und Schriftsteller, ist auf diesem Gebiet vielfältig bewandert. Seine Romane verstehen sich als Übungen, „die täglich von neuem andrängende Gegenwart“ zu protokollieren und „klärende Durchzüge“ herzustellen.

Sie schöpfen vor allem aus dem prallen Leben der Theorie, verhandeln etwa nur zu gern die Konstruiertheit von Sprache und Geschlecht. In „Jungfrau“ werden selbst der katholische Poststrukturalismus und die Stellung der Frau im Jazz erschöpfend behandelt. Meineckes Materialsammlung ist erneut imposant, und eingeschüchtert davon kann nur sein, wer ausgerechnet von diesem Autor einen lebensprallen, gar erfahrungsgesättigten Roman einfordert.

Literaturhaus Berlin, Fr 20.2., 20 Uhr, 5 €, erm. 3 €; 
Buchhandlung pro qm, Sa 21.2., 20.30 Uhr, Eintritt frei

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