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Literatur: Der neue Spenser-Roman von Robert B. Parker

Detektiv Spenser hat es dieses Mal mit dem „Fleischhandel“ in New York und Boston zu tun.

So nennt in einer wunderbaren Dialogszene Spensers alte Bekannte, die Bordellbesitzerin Patricia, das Gewerbe, in dem sie viel Geld verdient, das sie aber zynisch gemacht hat. Spenser, der Kraftsportler aus Boston, hat Patricia vor Jahren eine junge Frau anvertraut, die unbedingt ins Sexgeschäft wollte – April, das „Hundert Dollar Baby“, eine Hure für die Besserverdienenden. April ist dabei, sich von ihrer Ziehmutter Patricia zu emanzipieren, was in dem Gewerbe offenbar Lügen und Betrug erfordert. April hat dabei versucht, Spenser für sich einzuspannen. Und dieser ist sich nicht klar darüber, wie gründlich sie auch ihn belügt.

Wie fast immer in den inzwischen mindestens dreißig Geschichten mit Spenser gewinnt Robert B. Parker seine Leser mit Ironie und Spannung gleichermaßen. Es ist die Legierung aus beiden, die Spenser zu einem Langstrecken-Helden der Krimi-Literatur macht. Parker setzt nicht auf Thrill. Ihm geht es um die altmodische Spannung, die entsteht, wenn vier Männer aus einem Ford Crown Victoria steigen und Spenser samt einem Mitarbeiter fertigmachen wollen: Wie kommt er da raus? Es ist wie in den Detektivromanen von Parkers Vorbild Raymond Chandler: Spannung entsteht, obwohl man weiß, dass der Held siegt.

Die Welt ist schlecht und böse und doch auch in Ordnung, immer mal wieder, wenn auch kurz. Für Spenser geht es im Grunde um die äußeren und inneren Verletzungen, die ein Fall mit sich bringt. Bislang hat ihn noch keiner um seinen Stoiker-Humor gebracht, das macht Spenser-Romane fast zu einer Art Erbauungsliteratur. Parker ist einfach stark darin, Figuren und Situationen mit drei, vier Sätzen zum Leuchten zu bringen.

„Es hatte gerade geschneit in New York und noch war der Schnee nicht schmutzig. Es waren viele Leute im Park unterwegs. Viele davon Frauen. Viele davon gutaussehend, auf die typisch-zickige New Yorker Art.“ Alles klar – auch wenn die Geschichte mit April nicht gut ausgeht. Eine weitere Narbe auf Spensers Seele.

Robert B. Parker: Hundert Dollar Baby. Ein Auftrag für Spenser. Pendragon Verlag, Bielefeld 2009.

206 Seiten, 9,90 €.

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