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Gül

© dpa

Literatur: Steinmeier eröffnet Frankfurter Buchmesse

Mit Appellen an die türkische Regierung, den Bürgern mehr Meinungsfreiheit einzuräumen, hat die Frankfurter Buchmesse begonnen. Insbesondere Nobelpreisträger Orhan Pamuk beklagte die Zustände in seinem Heimatland.

Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse haben Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier (SPD) und der türkische Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk mehr Meinungsfreiheit in der Türkei angemahnt. "Da mag die Türkei noch ein Stück des Weges vor sich haben", sagte Steinmeier bei der Eröffnung der weltgrößten Bücherschau über das diesjährige Gastland. Pamuk übte noch deutlich schärfere Kritik an den Zuständen in seiner Heimat, während der türkische Staatspräsident Abdullah Gül von einer positiven demokratischen Entwicklung sprach und auf Reformen verwies.

Die Türkei präsentiert sich bis Sonntag unter dem Motto "Faszinierend farbig". Etwa 250 türkische Schriftsteller und 150 Verlage sind vertreten. Insgesamt liegt die Buchmesse mit rund 7300 Ausstellern aus 100 Ländern leicht unter dem Rekordniveau des Vorjahres. Rund 280.000 Besucher werden während der fünf Tage erwartet.

Pamuk beklagt Bestrafung von Schriftstellern

"Der Hang des türkischen Staates, Bücher zu verbieten und Schriftsteller zu bestrafen, hält leider immer noch an", sagte Pamuk in seiner literarischen Eröffnungsrede. Der 56-Jährige führte den Paragrafen 301 des türkischen Strafrechts an, "mit dem man Schriftsteller wie mich einzuschüchtern versucht". Hunderte von Schriftstellern und Journalisten würden gerichtlich belangt und verurteilt. Ein gegen Pamuk angestrengter Prozess war vor zwei Jahren eingestellt worden.

Den Paragrafen 301, der Haftstrafen für die "Herabwürdigung des Türkentums" vorsieht, hat die Türkei in diesem Jahr abgeschwächt. Pamuk kritisierte zudem, dass der Zugang zum Internet-Portal YouTube und Hunderten anderen in- und ausländischen Websites den Menschen in der Türkei "aus politischen Gründen" verwehrt werde.

Gül sieht positive Entwicklung bei der Meinungsfreiheit

Staatspräsident Gül sagte, Einschränkungen und Druck, denen Schriftsteller und Bücher ausgesetzt gewesen seien, "haben mit der Zeit abgenommen oder sind gänzlich verschwunden". Die Türkei habe dank der in den letzten Jahren beschleunigten wirtschaftlichen und politischen Reformen "die Kriterien der Europäischen Union auf den Gebieten der Meinungs- und Redefreiheit sowie der Achtung der kulturellen Vielfalt in großem Maße verwirklicht".

Steinmeier warb für eine Einbindung der Türkei in die Europäische Union. Nur so könne die Integration der in Deutschland lebenden Türken vollständig gelingen. "Die Türkei hat sich auf den Weg gemacht zu einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft." Dies werde auch in der modernen türkischen Literatur deutlich. Der SPD-Politiker forderte allerdings zugleich einen "Mentalitätswechsel" bei der Meinungsfreiheit in der Türkei. Deutschland müsse das Land dabei unterstützen und verwies auf eine geplante deutsch-türkische Universität in Istanbul. Die Buchmesse könne beim Brückenschlag zwischen den Kulturen helfen.

Die weltgrößte Bücherschau öffnet am Mittwoch ihre Tore mit Ausstellerzahlen leicht unter dem Rekordniveau des Vorjahres. 7373 Aussteller (Vorjahr: 7448) aus 100 Ländern hätten sich angemeldet, berichtete Buchmessen-Direktor Juergen Boos. Man habe jedoch 1,4 Prozent mehr Fläche vermietet. Insgesamt sind 402.000 Titel (Vorjahr: 391.000) ausgestellt. Deutsche Aussteller stellen die größte Gruppe (3337), gefolgt von Briten (834) und den USA (662). (jvo/dpa)

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