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Ndiaye

© AFP

Literaturpreis Prix Goncourt: Marie N’Diaye: Eine starke Frau

Der Prix Goncourt geht an die in Berlin lebende Marie N’Diaye. Sie ist die erste schwarze Autorin, die mit Frankreichs bedeutendstem Literaturpreis ausgezeichnet wird.

Als Marie N’Diaye 1985 ihren ersten Roman „Quant au riche avenir“ veröffentlichte, wurde sie in Frankreich als Wunderkind gefeiert. Das lag natürlich an ihrem Alter, gerade mal 18 Jahre alt war sie; aber auch an einem Roman, der an Marcel Proust und Julian Gracq geschult ist und die Entwicklung und Befindlichkeiten eines jungen Mannes schildert. Im Gegensatz zu manch anderem Wunderkind hielt Marie N’Diaye, was ihr Debüt versprach. Sie ließ weitere Romane, Theaterstücke und Kindergeschichten folgen und bekam für ihren ersten auch kommerziell erfolgreichen Roman „Rosie Carpe“ 2001 den Prix Femina. Nun wurde N’Diaye mit Frankreichs bedeutendstem Literaturpreis, dem Prix Goncourt, für ihren jüngsten Roman „Trois femmes puissantes“ (drei starke Frauen), ausgezeichnet. In dem Buch beschreibt N’Diaye die Lebensgeschichte dreier Frauen im politischen und kulturellen Spannungsfeld zwischen Afrika und Frankreich.

Marie N’Diaye wurde 1967 in Pithiviers, einem kleinen Ort in der Nähe von Orléans, als Kind einer französischen Mutter und eines senegalesischen Vaters geboren. Ihren Vater lernte sie erst im Alter von 11 Jahren kennen, dessen afrikanische Heimat besuchte sie erstmals mit 18 Jahren: „Ich wurde in ein Milieu, in eine Familie geboren, die sehr einfach waren. Die Eltern meiner Mutter waren Bauern. Was ich von der Welt weiß und vom Leben in Frankreich, ist dort entstanden, in der tristen, farblosen Provinz. Ich habe keine doppelte Kultur und litt nie unter der Zerrissenheit, die damit einhergeht.“ Im Mittelpunkt ihrer Romane stehen meistens Außenseiter, die sich vergeblich um Anerkennung bemühen und sich oft mit dunklen Geheimnissen und Rätseln herumschlagen müssen. So wird in Marie N’Diayes 2008 auch beim Suhrkamp-Verlag veröffentlichten Roman „Mein Herz in der Enge“ ein Lehrerehepaar grundlos aus seinem bürgerlichen Alltag gerissen.

2007 zog N’Diaye mit ihrer Familie nach Berlin, weil sie Frankreich seit der Wahl von Nicolas Sarkozy zum Präsidenten „monströs“ findet. Dass sie als erste schwarze Autorin den Prix Goncourt erhält, spielt für N’Diaye keine Rolle: „Ich habe nie in diesen Kategorien gedacht“, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. „,Schwarze Frau’ und ,Goncourt’ – es ist für mich unmöglich, die Dinge auf diese Weise zu sehen. Ich habe viele Franzosen getroffen, die in Afrika aufgewachsen sind und afrikanischer sind als ich.“ Tsp

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