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Nach Aktenlage: Walter Kempowski war doch US-Spion

Der Schriftsteller Walter Kempowski (1929- 2007) hat nach Angaben des amerikanischen Germanisten Alan Keele nach dem Zweiten Weltkrieg doch als Spion für die USA gearbeitet.

Er habe dem US-Geheimdienst seine Dienste freiwillig angeboten und dessen Quartier in Wiesbaden öfter aufgesucht, erklärte Keele der „FAZ“. Der an der Brigham Young University in Provo, Utah, lehrende Wissenschaftler beruft sich auf seine Einsicht in Geheimdienstakten und persönliche Gespräche mit Kempowski. Der Autor habe ihn gebeten, dieses Wissen erst nach seinem Tod zu veröffentlichen, sagte Keele.

Kempowski war 1948 von einem sowjetischen Militärtribunal wegen Spionage zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Nach acht Jahren Haft in der DDR kam er vorzeitig frei. Die seither in Beschreibungen seines Lebens häufig verwendete Formulierung wegen „angeblicher“ Spionage hätte man schon vor Jahren streichen müssen, sagte Keele. Kempowskis Tätigkeit für den CIA-Vorgänger CIC ist Keele zufolge anders und weit ausgeprägter gewesen, als vom Schriftsteller in seinen autobiografisch geprägten Romanen insbesondere „Uns geht’s ja noch gold“ und „Ein Kapitel für sich“ beschrieben. Zu KempowskisMotiven sagte Keele: „Mein Gott, er war ein 18- jähriger Junge! Er wollte ein angenehmes Leben in Wiesbaden, das er von den Amerikanern im Gegenzug bekam.“ Kempowski habe mit dem falschen Bild über seine Tätigkeit seine Familie und vor allem seinen ebenfalls inhaftierten Bruder Robert schützen wollen. (dpa/Tsp)

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