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Nachruf: Heilige Evita

Zum Tod des argentinischen Schriftstellers Tomás Eloy Martinez.

Als Tomás Eloy Martinez 1995 gerade seinen berühmtesten Roman „Santa Evita“ geschrieben und veröffentlicht hatte, gestand er in Interviews, dass er besessen sei vom Tod. Der Grund: Die Todesdrohungen, die er zur Zeit der argentinischen Militärjunta in den siebziger Jahren erhalten hatte, kulminierend in einer Bombe, die die Bibliothek seiner Wohnung in Buenos Aires vollständig zerstörte. 1975 floh Martinez nach Paris, fand hier Unterschlupf bei Mexikos damaligem Botschafter, dem Schriftsteller Carlos Fuentes, ging nach Venezuela und in die USA und besuchte zehn Jahre später erstmals seine Heimat wieder.

„Santa Evita“ ist ein Roman über den Peronismus. Es ist aber eben auch ein Totenbuch, erzählt es doch die Geschichte von Evita Peróns Tod und ihrem Leichnam, der einbalsamiert und später entführt wird, der durch Buenos Aires und dann die ganze Welt geistert, unter anderem auch durch Deutschland. Schon zehn Jahre vorher hatte Martinez ein Buch über Juan und Evita Perón mit beachtlichem Erfolg veröffentlicht, „La Novela de Perón“. Eine gewisse Besessenheit gab es also auch hier, zumal Martinez dem berühmt-berüchtigten zweimaligen argentinischen Präsidenten erstmals in seinem Heimatort Tucumán begegnet war. 1934 geboren, arbeitete Martinez zunächst als Journalist, lehrte später Lateinamerikanistik an US-amerikanischen Universitäten und war nach dem Erfolg von „Santa Evita“ vor allem als Schriftsteller tätig. Es folgten weitere Romane, in der er sich mit der jüngeren Geschichte Argentiniens auseinandersetzte: „Der General findet keine Ruhe“ oder „Der Flug der Königin“. Am Sonntag ist Tomás Eloy Martinez in Buenos Aires an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. gbar

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