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© dpa

Neues Buch: Günter Grass hat wieder geschrieben

Nachdem er mit seinem letzten Buch "Beim Häuten der Zwiebel" mit seinem Waffen-SS-Geständnis schockte, hat Günter Grass nun eine heitere Geschichte verfasst. Auch darin finden sich Stücke aus seiner Vergangenheit wieder.

Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat ein neues autobiografisches Buch geschrieben. Es wird unter dem Titel "Die Box" voraussichtlich am 29. August in den Buchhandel kommen, bestätigte das Sekretariat des Schriftstellers am Freitag in Lübeck entsprechende Medienberichte. Laut Sekretariat wird das rund 260 Seiten umfassende Buch den Zeitraum Ende der 50er Jahre bis zum Erscheinen des Romans "Ein weites Feld" (1995) behandeln. 

Bei einer nichtöffentlichen Buchhändlerlesung in Göttingen, zu der der Steidl Verlag eingeladen hatte, wurden die ersten beiden Kapitel erstmals von dem 80 Jahre alten Autor vorgestellt. Mit seiner Jugendbiografie "Beim Häuten der Zwiebel" hatte Grass 2006 großes Aufsehen erregt.

"Die Box" ist ein Fotoapparat

"Die Box" ist keine klassische Autobiografie, vielmehr berichten acht Kinder über ihren Vater, wie aus der Vorschau des Steidl Verlags hervorgeht. Der Titel des Buches bezieht sich auf einen Fotoapparat, der im Zweiten Weltkrieg einen Bombenangriff überstanden hat und seitdem verrückt spielt. So kann der Apparat Vorgestelltes, Vergangenes oder Zukünftiges fotografieren und damit Realität und Fiktion mischen.

Das Buch ist der vor einigen Jahren gestorbenen Fotografin Maria Rama gewidmet, mit der Grass lange zusammengearbeitet hatte. Die Erstausgabe wird Grass mit eigenen Lithographien und Zeichnungen gestalten. In den ersten Kapiteln reihen sich Bilder der Vergangenheit aneinander, in denen unter anderem auch angeknüpft wird an die Novelle "Katz und Maus" (1961) und den Roman "Hundejahre" (1963). Beide Werke vollendeten die Danziger Trilogie, die Grass mit seinem Welterfolg "Die Blechtrommel" (1959) begonnen hatte.

Vorwärts und rückwärts - Zukunft und Vergangenheit

In der Verlagsvorschau heißt es: "Eigentlich ist es eine altmodische Kastenkamera, wie man sie früher Jugendlichen zum Geburtstag schenkte. Aber mit der Agfa-Box der alten Marie hat es etwas Besonderes auf sich: Seit sie in Berlin Krieg und Feuerstürme überdauert hat, blickt sie vorwärts und rückwärts. Genauer gesagt: Die mit ihr geknipsten Aufnahmen zeigen Zukünftiges und Vergangenes, zeigen bei einem Stapellauf den tragischen Untergang des Schiffes oder am Wohnzimmertisch eine Männerrunde aus uralten Zeiten. Lara entdeckt auf einem Schnappschuss das Pferd, das sie sich wünscht, Nana sieht sich mit Mutter und Vater, die getrennt leben, vereint auf dem Kettenkarussell durch die Lüfte sausen. 'Mariechens Wünsch-dir- was-Box' sagen die Kinder."

Grass schreibt in diesem Buch, das durch die "Optik" der Spezial-Kamera eine zweite Erzählebene und eine unerwartete Perspektive gewinnt, seine Autobiografie fort, erläutert der Verlag. Zugleich hat Grass damit der Fotografin und Freundin Maria Rama, die ihn und seine Familie seit Mitte der 50er Jahre bis zu ihrem Tod 1997 begleitete, "ein heiteres Denkmal" gesetzt. (ut/dpa)

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