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Pulitzer-Preis: Märchen und Wirklichkeit

Die Gewinner des in 21 Kategorien vergebenen Pulitzer-Preises stehen fest. Die angesehenste amerikanische Auszeichnung für journalistische und literarische Leistungen geht in diesem Jahr allein sechs Mal an die "Washington Post".

Von Gregor Dotzauer

Unter den Preisen für die „Washington Post“ ist eine Goldmedaille für Dana Priest und Anne Hull sowie ihren Fotokollegen Michel du Cille für eine Reportage über die empörende Behandlung von verwundeten Kriegsheimkehrern. Mit ihrer Geschichte über die Zustände im Militärkrankenhaus Walter Reed in Washington konnten sie dazu beitragen, die Lage der Betroffenen zu verbessern.

Den Belletristikpreis erhält der aus der Dominikanischen Republik stammende Junot Díaz für seinen Debütroman „The Brief Wondrous Life of Oscar Wao“, ein bereits mehrfach ausgezeichnetes Buch, das von der Kritik als perfekte Vermählung von lateinamerikanischer Erzähllust und US-Postmoderne gefeiert wird.

Der Sachbuchpreis geht an den israelischen Historiker Saul Friedländer für den zweiten Band seiner Studie „Das Dritte Reich und die Juden“. Auf Deutsch sind „Die Jahre der Vernichtung 1939 – 1945“ im Verlag C.H. Beck erschienen. Bob Dylan wird von der Jury der Pulitzer-Journalisten-Schule an der New Yorker Columbia Universität für sein Lebenswerk mit einem Sonderpreis gewürdigt. Man wolle, hieß es, den „weitreichenden Einfluss“ des 66-jährigen Musikers auf die Popmusik und die amerikanische Kultur würdigen. Die mit jeweils 10 000 Dollar dotierten Pulitzer-Preise werden Ende Mai in New York überreicht.

In der Kategorie Lyrik wurde der Preis doppelt vergeben. Robert Hass, ehemaliger poet laureate der USA und in Deutschland spätestens seit seiner Samuel-Fischer-Gastprofessur an der Freien Universität Berlin und seinen Gedichten im Ammann Verlag ein Name, erhält ihn für seine Sammlung „Time and Materials“. Philip Schultz bekommt ihn für seinen sechsten Band „Failure“. Der Dramatiker und Schauspieler Tracy Letts wird für seine tragikomische Bühnensaga „August: Osage County“ geehrt.

John Matteson, Preisträger in der Kategorie Biografie, erzählt unter dem Titel „Eden’s Outcasts“ vom schwierigen Verhältnis der Jugendbuchautorin Louisa May Alcott („Betty und ihre Schwestern“) zu ihrem Vater, dem Philosophen und Utopisten Bronson Alcott, der von den Transzendentalisten Emerson und Thoreau bewundert wurde.

Der Musikpreis schließlich geht an den Komponisten David Lang und seine vierstimmige A-Cappella-Fassung von Hans Christian Andersens Märchen über das Mädchen mit den Schwefelhölzern. „The Little Match Girl Passion“ versucht den romantischen Stoff vom Ausdrucksgehalt her in die Nähe von Bachs „Matthäuspassion“ zu bringen. dotz

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