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Sprachpannen

© Langenscheidt

Sprachpannen aus aller Welt: Notruf 1530

Die Autoren des Büchleins „Übelsetzungen“ dokumentieren Sprachpannen rund um den Globus. Speisekarten in China, Verkehrsschilder in Island, Toilettenhinweise in Ungarn und Gebrauchsanweisungen in Japan.

Zwei italienische Volksweisheiten seien an dieser Stelle zitiert. Die eine lautet „Traduttore – traditore“ und brandmarkt jedweden Übersetzer als potenziellen Verräter. Die andere besagt in ausführlicherer Form das Gleiche: „Jedes mögliches signalisieren der dringlichkeit ist im mee, oder auf dem strand kann es geschehen, telephonierend mit örtlich festgelegtem oder beweglichem telefon der BLAUEN ZAHL VON DRINGLICHKEIT 1530“. Genau so steht das in Marina di Ostuni auf einem Badeverbotsschild, dessen Urheber vermutlich kein großer Wirrkopf war, sondern bloß ein Übersetzer – wenn auch kein brillanter.

Die Autoren eines kleinen und enorm erheiternden Büchleins namens „Übelsetzungen“ haben Pannen dieser Art rund um den Globus dokumentiert. Speisekarten in China haben sie fotografiert, Verkehrsschilder in Island, Toilettenhinweise in Ungarn und Gebrauchsanweisungen in Japan.

Oft sind es gar nicht die Übersetzungsfehler selbst, die einen zum Lachen bringen, sondern der bürokratische Ernst, mit dem sie vorgetragen werden, der irrsinnige Aufwand, mit dem Messingtafeln zu Trägern von Schwachsinnsbotschaften gemacht werden, oder das affirmative Ausrufezeichen hinter Mitteilungen von vollendeter Unverständlichkeit. So wie bei jener rätselhaften Warnung, die ein in mehrere Sprachen übersetztes Kein-Durchgangs-Schild in Granada ziert. Wie ein existenzialistischer Hilfeschrei mutet sie an: „Ich bin in Gefahr, nicht zu geschehen!“ Jens Mühling

Titus Arnu: Übelsetzungen. Sprachpannen aus aller Welt. Langenscheidt, München 2007. 130 Seiten, 9,95 €.

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