zum Hauptinhalt

Literatur:  VON TAGESSPIEGEL-MITARBEITERN  

Thomas Wild:Nach demGeschichtsbruch. Deutsche Schriftsteller um Hannah Arendt.

Thomas Wild:

Nach dem

Geschichtsbruch. Deutsche Schriftsteller um Hannah Arendt. Matthes & Seitz,

Berlin 2009.

288 Seiten, 29,90 €.

Die Literatur bestimmte auch ihr Leben als Philosophin. Hannah Arendt bezog sich denkend auf Romane und Gedichte, und sie schrieb als Theoretikerin glänzende Prosa. Gut erforscht sind diese von persönlichen Begegnungen geprägten Beziehungen für die Zwischenkriegszeit und die ersten Jahre im amerikanischen Exil. Der Literatur- und Politikwissenschaftler Thomas Wild, Jahrgang 1973, hat nun aber zum ersten Mal systematisch untersucht, welches enge Verhältnis namhafte deutschsprachige Schriftsteller der nachgeborenen Generation zu Arendt unterhielten. In einer Folge von ausgezeichnet lesbaren Einzelessays beschäftigt er sich mit Hilde Domin und ihren Gedichten. Er erklärt, wieso Arendt Uwe Johnsons „Jahrestage“ für ein „Meisterwerk“ über das Verhältnis theoretischer und literarischer Darstellungsformen hielt und wieso sie Ingeborg Bachmann als ideale Übersetzerin für Eichmann in Jerusalem empfand. Und er widmet sich Rolf Hochhuths „Stellvertreter“ sowie Hans Magnus Enzensbergers Hinwendung zu Arendt in dem Moment, als jener von Adorno nichts mehr wissen wollte.

Wo hat er in den letzten zehn Jahren nicht alles gelebt. Und vor allem: Von wo wollte er nach kurzer Zeit nicht wieder weiterziehen. Der Literaturwissenschaftler und Autor Christophe Fricker, 1978 in Wiesbaden geboren und zurzeit Direktor des German Language Program an der Duke University in North Carolina, hat in Freiburg, Singapur, dem kanadischen Halifax und dem britischen Oxford studiert. Auch sonst hat er zwischen Namibia und Myanmar kaum eine Gelegenheit ausgelassen, die Welt zu erkunden. Davon zeugen die nervös flirrenden Reiseessays seines nach einem malaysischen Busbahnhof benannten Bandes „Larkin Terminal“. Zu Recht muss man dabei auch an den großen englischen Dichter Philip Larkin denken. Fricker hält sich gerne an Gedichte, schließlich hat er selbst mit „Das schöne Auge des Betrachters“ Lyrik geschrieben. „Mein rotes Notizbuch liegt vor mir und fragt mich, wie es mir geht“, heißt es in einem der Essays. „Eine Mischung aus Faulheit, Vertrauen und Befriedigung macht meine Gegenwart aus, und über die Zukunft mache ich mir keine Gedanken: Sie ist der nächste Ort.“ Wo wird er sein?

Christophe Fricker: Larkin Terminal. Von fremden Ländern und Menschen. Ploettner Verlag, Leipzig 2009. 144 Seiten, 14,90 €.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false