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Literaturnobelpreis: Pamuk gespannt auf türkische Reaktionen

Die Ehrung des türkischen Schriftstellers Orhan Pamuk hat viel Lob geerntet. Gespannt ist er vor allem auf die Reaktionen aus seiner Heimat.

Berlin - "Ich frage mich natürlich, wie man in der Türkei reagieren wird. Wird man stolz auf mich sein?", sagte der 54-Jährige der "Süddeutschen Zeitung". Unterdessen hält die positive Resonanz auf die erste Auszeichnung eines Türken mit dem Literaturnobelpreis an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht in Pamuk einen bedeutenden, herausragenden Romancier und will ihm persönlich gratulieren, wie Vize-Regierungssprecher Thomas Steg sagte.

Steg betonte, Merkel habe sich über die Entscheidung "sehr gefreut". Es sei eine "weitsichtige und von politischer Sensibilität getragene Entscheidung". Pamuk trage den Titel eines Brückenbauers zu Recht. Seine Werke seien geprägt von Achtung der Menschenwürde und dem Geist der Freiheit.

Özdemir: "Türkei braucht Erinnerungskultur"

Der Grünen-Europaabgeordnete Cem Özdemir bezeichnete Pamuks Auszeichnung als ermutigend. "Die Türkei braucht eine Erinnerungskultur, deshalb sind die Bücher von Orhan Pamuk so wichtig", sagte Özdemir im Deutschlandradio Kultur.

Auch der in der Türkei geborene Unternehmer und EU-Parlamentarier Vural Öger (SPD) hat die Vergabe des Literaturnobelpreises an den türkischen Schriftsteller Orhan Pamuk begrüßt. Die Wahl des schwedischen Nobelkomitees sei "hervorragend" und zur richtigen Zeit gekommen, sagte Öger im Deutschlandfunk. Es gebe auch genug Kräfte in der Türkei, die hinter Pamuk stünden und sich wie er der Vergangenheit bei der Armenien-Frage stellten. Deshalb empfinde er das Votum aus Stockholm als "sehr richtige, sehr weise Entscheidung". Zudem sei er "sehr stolz", dass zum ersten Mal in der Geschichte ein Türke den Literaturnobelpreis erhielt.

Pamuk war wegen "Beleidigung des Türkentums" angeklagt

Pamuk war in der Türkei wegen des umstrittenen Paragrafen zur "Beleidigung des Türkentums" angeklagt, weil er öffentlich die Ermordung von 30.000 Kurden und einer Million Armenier angeprangert hatte. Im Januar wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt

In Deutschland sind von Pamuk unter anderem die Romane "Die weiße Festung", "Das neue Leben", "Rot ist mein Name" und "Schnee" erschienen. Sein neues Buch "Istanbul", eine persönliche Betrachtung seiner Heimatstadt, soll am 18. November herauskommen.

Nobelpreis erhöht die Auflage

Die Resonanz nach der Bekanntgabe des Nobelpreises sei "fulminant", sagte die Sprecherin des Münchner Carl Hanser Verlages, Christina Knecht. Alle sechs auf Deutsch erschienenen Bücher Pamuks würden nun nachgedruckt. "Allein von seinem im Frühjahr 2005 erschienenen Roman 'Schnee', der bereits mit einer Auflage von 80.000 Stück gestartet war, werden nun 40.000 zusätzliche Exemplare hergestellt", sagte sie.

Schon die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Pamuk im vergangenen Jahr habe den Autor in Deutschland sehr populär gemacht, betonte Knecht. So habe die Stadt Köln entschieden, ihre jährliche Veranstaltung "Ein Buch für die Stadt " in diesem November Pamuks Roman "Schnee" zu widmen. Extra für diese 14-tägige Veranstaltung seien bereits vor der Bekanntgabe des Nobelpreises 14.000 Exemplare des Buches nachgedruckt worden. "Jetzt hoffen wir, dass der Autor, wie versprochen, im Frühjahr auf Lesereise nach Deutschland kommt", sagte die Sprecherin.

(tso/ddp)

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