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Minelli

© dpa

Liza Minnelli: "Ich hätte auf mich hören sollen"

Ein Telefongespräch mit Liza Minnelli über Männer, Hunde und Musik. Am Montag tritt sie in Berlin auf.

Mrs. Minnelli, wir rufen aus Berlin an. Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Deutschland denken?



Schweinebraten. Das Essen! Und natürlich der wundervolle Fritz …

… Fritz Wepper, Ihr Partner in „Cabaret“.

Als wir den Film 1972 gedreht haben, habe ich ein paar Monate in Berlin und in München gelebt – das sind die Orte, die ich in Deutschland am besten kenne und deren Wandel ich über die Jahre beobachtet habe. Auf einem Regal in meinem Schlafzimmer steht noch immer ein Stück der Berliner Mauer.

Das haben Sie bestimmt bei einem Straßenhändler gekauft. Sind Sie sicher, dass es überhaupt echt ist?

Darling, ich habe es mir am 9. November 1989 selbst geholt! Ich war dabei, als die Mauer fiel, ganz in der Nähe des Brandenburger Tors. Ich fand es toll, so einen historischen Augenblick mitzuerleben.

Was für Songs werden Sie singen, wenn Sie jetzt am Montag wieder in Berlin sind?

Eine Mischung aus Altem und Neuem. Natürlich singe ich Klassiker, nach denen mich die Leute immer wieder fragen: „Cabaret“ und „New York, New York“. Man sollte daran denken, dass es immer jemanden im Publikum gibt, der die Songs zum ersten Mal hört – und so muss man sie auch singen: als wäre es das erste und zugleich das letzte Mal. Ich gehe an jeden Song heran wie an einen kleinen Film. Ich frage mich, wer singt da, wie ist ihr Name, was für eine Frisur hat sie? Wo lebt sie, was sieht sie, wenn sie aus ihrem Fenster schaut? Das habe ich von Charles Aznavour gelernt.

Sie sind Aznavour schon früh begegnet …

… als ich ihm das erste Mal zugeschaut habe, war ich 17. Zwei Jahre später traf ich ihn dann persönlich. Es war einer meiner ersten Auftritte in einem Nightclub, ich sang einen seiner Songs, sah ins Publikum – und da war er! Ich dachte, ich sterbe! Danach kam er hinter die Bühne, und von diesem Moment an waren wir Freunde. Er hat viele Songs für mich geschrieben und übersetzt, zum Beispiel „Liza with a Z“.

Ihr Vater, der legendäre Regisseur Vincente Minnelli, hatte italienische Wurzeln. Wie italienisch fühlen Sie sich?

Ich fühle mich sehr italienisch, besonders wenn ich gut drauf bin, dann springe ich herum wie ein Trottel.

Auch Ihre Mutter Judy Garland war berühmt. Wie alt waren Sie, als Sie begriffen, dass Ihre Eltern Stars sind?


15, da kam ich nach New York. Als ich klein war, wohnten wir in Hollywood, da waren ja alle Stars. Wenn sie in einem Kohlenrevier aufwachsen, arbeiten auch alle Nachbarn im Bergbau. Gewundert habe ich mich höchstens ein bisschen, wenn die Touristenbusse im Schneckentempo an unserem Haus vorbeifuhren und alle rausglotzten. Ansonsten wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass meine Eltern berühmt waren. Ihr Leben war viel durchschnittlicher als die meisten Leute glauben. Sie standen auf, gingen zur Arbeit und kamen abends zurück.

Sie haben vier Ehen hinter sich. Bevor Sie Ihren letzten Mann, David Gest, heirateten, haben Sie immer gesagt, Sie wollten nie wieder heiraten ...

Ich hätte auf mich hören sollen!

Sind Sie sicher, dass es nicht doch noch ein fünftes Mal gibt?

Honey, ich bin 63 Jahre alt! Ich kann keine Kinder mehr bekommen, und es gibt auch sonst keinen Grund mehr zu heiraten. Ich glaube an die Liebe, aber an die Ehe glaube ich nicht mehr. So gut wie jetzt ging es mir noch nie in meinem Leben. Ich lebe in New York, gleich am Central Park. Ich habe meine Hunde, und jeden Morgen um halb acht tanze ich zu Musik von Mary J. Blidge und Sinatra.

Erinnern Sie sich an Ihr erstes Treffen mit Frank Sinatra?

Er war einer unser Nachbarn, ein toller Typ. Er kam öfter rüber und spielte Klavier. Das war ganz normal.

Sie waren alkohol- und tablettensüchtig. In der Klatschpresse ist regelmäßig von Rückfällen die Rede.

Na und? Honey, die Leute sagen sowieso was sie wollen. Punkt! Meine Aufgabe ist es, auf die Bühne zu gehen und eine großartige Show hinzulegen. Denn das ist es, wofür die Leute Eintritt bezahlen. Und ich garantiere dafür, dass sie sich auch amüsieren. Die Zeiten sind doch wirklich schon hart genug. So, jetzt muss ich weg.

Mrs. Minnelli, eine Frage noch: Was ist die wichtigste Lektion, die Sie in Ihrem Leben bisher gelernt haben?

Dass „Nein“ ein vollständiger Satz ist. So, Ihr Lieben, jetzt geht’s zum Flughafen, die Maschine nach Uruguay wartet nicht.

Die Fragen stellten Björn Rosen und Esther Kogelboom. Liza Minnelli tritt am kommenden Montag um 20 Uhr im Friedrichstadtpalast auf.

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