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Kultur: Lizenz zum Tönen

Es ist eine alte Berliner Geschichte: das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Vergnügung und Verwaltung. Viele Pioniere der neuen Mitte mussten ihre Domizile räumen, weil sie im Kampf mit den Behörden den Kürzeren gezogen haben.

Es ist eine alte Berliner Geschichte: das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Vergnügung und Verwaltung. Viele Pioniere der neuen Mitte mussten ihre Domizile räumen, weil sie im Kampf mit den Behörden den Kürzeren gezogen haben. Nun geht es in eine neue Runde, diesmal in der Möbelfabrik/ZMF . Kürzlich besuchten Mitarbeiter des Bauamtes „inkognito“ den Kellerclub am Weinbergspark und beanstandeten das Fehlen einer Lizenz zum Tanzen. Eine Ordnungswidrigkeit: Tanzflächen sind genehmigungspflichtig. Das Landeskriminalamt wurde eingeschaltet und untersagte das Treiben. Gestattet wurde nur noch das Abspielen von Musik in Zimmerlautstärke – was das Tanzen in großen Räumen gänzlich unmöglich macht.

Dem Club lagen jedoch keinerlei Beschwerden von Anwohnern vor. Außerdem habe man sich um die erforderlichen Genehmigungen jahrelang bemüht – die Ämter hätten dies abgelehnt. Es dürfte nicht nur bei der Möbelfabrik bleiben, in der Nachbarschaft liegen das Rio, der King-Kong-Klub, Pussy, Knöpfchen und andere mehr. Nun meldet sich die Zentrale Randlage (Schönhauser Allee, Senefelder Platz) zu Wort, die heute zur Karaoke Nacht mit canteatro und am Samstag zu einem Liederabend von Jazz bis Tango lädt. Normalerweise läuft hier Breakcore, eine Musik, die mehr als Zimmerlautstärke erfordert. Man will nun von sich aus auf die Ämter zugehen. Denn viele Clubs agieren in einer rechtlichen Grauzone. Sie sind Vereine mit einem Vereinsheim, haben eine Schanklizenz und zahlen Steuern.

Oftmals sind weiter reichende Auflagen der Behörden für kleine Clubs aber kaum erfüllbar. Gerade neue Musikszenen entstehen nicht in vollklimatisierten und lizensierten Großraumdiskotheken. Und so manche kleine musikalische Pflanze, die in einem improvisierten Kellerclub geboren wurde, mauserte sich allmählich zum florierenden Geschäft für die kränkelnde Musikindustrie und spülte über den Party-Tourismus Geld in die öffentlichen Kassen. Dies dürfte auch für die aktuell betroffene Breakcore-Szene gelten.

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