zum Hauptinhalt

Kultur: LL Cool J

Diese Woche auf Platz 80 mit: „Headsprung“

Es gibt die These, dass das Sound-Design des heutigen HipHop und R’n’B geprägt sei durch die Erfahrung des Cruisens, also der Sitte, mit dem Auto langsam um den Block zu rollen. Dafür spricht vom Grundtempo her einiges. Beim Anblick von LL Cool J aber liegt allerdings die Annahme näher, der langsame, steroid- sture Rhythmus komme eher vom Eisenpumpen in der Hantelbude. 20 Geschäftsjahre im HipHop gehen an niemandem spurlos vorüber.

„Ladies Love Cool James“ – dass alle Frauen ihn lieben, glaubte James Todd schon, als er seinen ersten Track für DEFJam Recordings aufnahm. Obwohl er immer den harten Straßenköter rauskehrte, wuchs er in stabilen Verhältnissen im New Yorker Stadtteil Queens auf. Sein Großvater schenkte dem 11-Jährigen ein 2000 Dollar teures DJ-Set, das dieser fortan täglich beackerte, bis er mit 16 seinen ersten Plattenvertrag über zehn Alben unterschrieb. Eigentlich eine lebenslange Anstellung, wenn man bedenkt, wie alt Rapper seiner Generation geworden sind. Den Vertrag hat er inzwischen erfüllt. Während HipHop sich zum größten und teuersten Kindergarten der Welt entwickelte, baute sich LL Cool J mit Film- und TV-Rollen eine Zweitkarriere auf.

Auch „Headsprung“, vom Beat-Schrauber Timbaland produziert, setzt in Zeiten des permanenten Overstatement einen angenehmen Kontrapunkt. Reime müssen rollen. Die Babys müssen ihre Dinger schütteln. Daran führt kein Weg vorbei. Aber LL Cool J strahlt schon fast die Gelassenheit des elder statesman aus. Über die hypertrophen Bizepse kann man hinwegsehen. Männer in den besten Jahren müssen auf ihre Fitness achten, sonst werden sie an der nächsten Straßenecke von Kids in japanischen Autos überrollt.

Ralph Geisenhanslüke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false