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Loriot

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Loriot: Die unbekannten Seiten des Vicco von Bülow

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Loriot in Frauenkleidern, gemeinsam mit Evelyn Hamann im Palast der Republik oder als Parodist von Franz Josef Strauß: Im Fernsehwerk von Deutschlands legendärem Humoristen gibt es noch einiges zu entdecken - jenseits von Wum und Wendelin, Herrn Müller-Lüdenscheid oder der Nudel, die, im Gesicht getragen, jegliche Erotik verhindert. Eine mehr als 12 Stunden umfassende DVD-Edition, die am 26. Oktober erscheint, wartet jetzt mit der "vollständigen Fernseh-Edition" auf, darunter 50 neu entdeckte Sketche und Cartoons aus den Archiven. "Wenn Sie noch 14 Stunden Zeit haben...?", scherzte Loriot am Ende der Präsentation im Berliner Museum für Film und Fernsehen.

Zu sehen sind neben den Klassikern auch restauriertes Material und bisher nahezu unbekannte Werbespots und Cartoonfiguren. Dazu gehören Dietmar Pohle, der "künstlerische Farbberater der ARD" aus der Frühzeit des Farbfernsehens, oder der Professor, der gegen den Frauenüberschuss ankämpft, indem er Damen in Kaninchen umwandelt und nun vom Reporter gefragt wird: "Ist das auf dem Schoß Ihre Gattin?" Auch den einst populären Wissenschaftsjournalisten Hoimar von Ditfurth hat Loriot trefflich parodiert. In einem anderen Sketch tauscht er mit Bühnenpartnerin Hamann die Rollen und schlüpft in ein braunes, wallendes Kleid. "Vielleicht waren wir unserer Geschlechter überdrüssig", lautet Loriots Kommentar dazu.

Vom autofreien Sonntag bis zu Helmut Schmidt

Für den 83 Jahre alte Humoristen, bürgerlich Vicco von Bülow, war es einer seiner selten gewordenen öffentlichen Auftritte, den das Publikum umso gespannter verfolgte. Am Anfang legte er den Gehstock beiseite, dann foppte er die Reporter mit einer mit lateinischen Fachausdrücken gespickten Abhandlung über die Bandscheibe. Mit sichtlichem Vergnügen wandte sich Loriot der Rückschau auf sein Werk zu, schwärmte von Hamann ("Sie war tatsächlich fabelhaft") und sinnierte über den Beginn seiner Fernsehkarriere: "Innerhalb des Ernstes komisch zu sein, ist nicht jedermanns Sache." Das sei damals neu gewesen.

Vom autofreien Sonntag bis zu Helmut Schmidt: Loriots Parodien sind auch ein Spiegel der deutschen Geschichte, wie die DVD-Edition zeigt. Zwei Mal gastierte der Humorist in der DDR; 1987 trat er dabei mit Hamann im Palast der Republik auf. "Die Tatsache, dass wir es konnten, war eine riesige Ausnahme", erzählte Loriot. Eine Rückkehr auf den Bildschirm schloss er aus. "Das hätte keinen Sinn." Im heutigen Fernsehprogramm gefielen ihm besonders die Komiker Olli Dietrich und Piet Klocke, verriet er. Im kommenden Jahr, zu seinem 85. Geburtstag im November, bekommt Loriots Werk einen Platz im Berliner Filmmuseum, bei einer "ultimativen Ausstellung", wie das Haus verspricht. "Da können Sie ja gleich sitzen bleiben", meinte Loriot zum Publikum. (mit dpa)

Caroline Bock[dpa]

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