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Luftbrücke: Am Anfang war das Paket

Die Hilfsorganisation Care startete nach Kriegsende, um den Menschen in den kriegszerstörten Städten Europas zu helfen. Damals profitierten vor allem Frankreich und Deutschland von den lebensrettenden Paketen, heute hilft Care weltweit.

Etwa zehn Pfund Fleisch, vier Pfund Zucker, außerdem Cornflakes, Gemüse, Butter, Milch, ein Pfund Kaffee, ein bisschen Käse und eine Packung Zigaretten: Das waren 1945 die Hauptbestandteile der ursprünglichen Care-Hilfspakete. Amerikanische Hilfsverbände gründeten damals die private Kooperative Care (Cooperative for American Remittances to Europe), um den Millionen von Bürgern in den Ruinen der zerstörten Städte Europas überleben zu helfen. Auch die US-Armee beteiligte sich und stellte aus ihren Depots die ersten Lebensmittellieferungen.

Anfangs ging die Hilfe vor allem nach Frankreich. 1946 wurden von der US-Regierung auch Hilfslieferungen nach Deutschland genehmigt. Besondere Bedeutung erhielten die Care-Pakete während der Berliner Lüftbrücke 1948/1949. Von Care gecharterte "Rosinenbomber“ flogen damals pro Tag bis zu 1000 Pakete mit Lebensmitteln nach Berlin.

Anfang 1949 erreichte die Zahl der Care-Pakete, die inzwischen stärker auf den Bedarf von Familien abgestimmt waren, eine Rekordhöhe von 30.000 im Monat. "Die ältere Generation kennt diese Geschichte definitiv noch“, sagt der Sprecher von Care-Deutschland-Luxemburg, Thomas Schwarz.

Care agiert weltweit

Nachdem die Blockade Berlins am 12. Mai 1949 beendet wurde, weitete Care seine Programme auf Entwicklungsländer aus. Unter Beibehaltung des Akronyms wurde die Organisation 1952 umbenannt in "Cooperative for American Relief to Everywhere“, und nachdem die Organisation stets internationaler wurde, "Cooperative for Assistance and Relief Everywhere“. Dennoch wurde erst 1960 die Hilfe nach Europa eingestellt. Seitdem gilt für Care der Auftrag weltweit, Opfern von Hunger und Zerstörung zu helfen und die Kluft zwischen Arm und Reich zu überbrücken.

Als dritte Landesorganisation nach Care USA und Care Kanada wurde 1980 Care Deutschland errichtet. Eher unerwartet kam die internationale Hilfsorganisation noch mal in Europa zum Einsatz, als 1990 nach dem Fall der Berliner Mauer Osteuropa zugänglich wurde, nachdem die Arbeit dort in den Jahrzehnten zuvor von den kommunistischen Regierungen verboten gewesen war. Care Deutschland rief damals auch die Gemeinschaftsaktion "Helft Russland“ ins Leben. Innerhalb kurzer Zeit erhielt Care von der deutschen Bevölkerung damals 138 Millionen D-Mark an Spenden.

Nachhaltigkeit als Konzept

"Wir arbeiten jetzt in 69 Ländern“, sagt Care-Sprecher Thomas Schwarz. "Wir beschränken uns nicht auf Not- oder Katastrophenhilfe. Immer wird ein Neustart versucht: Wenn Menschen alles verloren haben, versuchen wir zusammen mit diesen Leuten eine neue Zukunft aufzubauen. Nach einer Katastrophe wie dem Erdbeben im Kashmir 2005 kann man Zelte bringen und wieder wegfahren. Oder man kann mit den lokalen Ingenieuren herausfinden, wie man Häuser erdbebensicher wieder aufbaut und Leute aus der Bergregion einladen, um ihnen das zu zeigen. Unsere Methode ist niemals: Weißnase kommt, baut Haus und fliegt wieder nach Hause. Von den 14.000 Menschen, die weltweit für Care arbeiten, sind 95 Prozent Einheimische oder Leute aus der Region.“

Care International, mit einem Sekretariat in Genf, koordiniert jetzt die Hilfsarbeit von zwölf nationalen Care-Organisationen und hat den "Beraterstatus Eins“ bei den Vereinten Nationen. Care Deutschland, mit Sitz in Berlin und Bonn, wurde erst vor zwei Jahre um das Großherzogtum Luxemburg erweitert und dementsprechend umbenannt in Care Deutschland-Luxemburg. "Luxemburg engagiert sich sehr stark in der Entwicklungsarbeit, und gemeinsam können wir einfach noch einfach mehr für die Armutsbekämpfung tun“, erklärt Schwarz. "Zusammen hatten wir 2007 Einnahmen von fast 15 Millionen Euro. Der Großteil kommt von staatlichen Zuwendungen, ein Viertel aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.” Wer spenden will, kann das tun: Care Deutschland-Luxemburg, Berliner Volksbank, Konto 8 80 80, Bankleitzahl: 100 900 00.

Dass Entwicklungsarbeit nicht risikolos ist, zeigte vor kurzem das Schicksal von Margaret Hassan (59), der Leiterin des Care-Büros im Irak, die im November 2005 in Bagdad entführt und ermordet wurde. Jorn de Cock

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