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Kultur: Luis Bonfa: Boss des Bossa

Die Schöpfung scheint unsterblich, die Schöpfer aber scheiden aus dem Leben: Während der Bossa Nova zwischen Rio und New York gerade neu erfunden wird, ist nun nach Baden Powell ein weiterer Pionier der Gattung verstorben. Der Tod des 79-jährigen Gitaristen und Komponisten Luiz Bonfa ist in Europa allerdings erst nach zwei Wochen bekannt geworden.

Die Schöpfung scheint unsterblich, die Schöpfer aber scheiden aus dem Leben: Während der Bossa Nova zwischen Rio und New York gerade neu erfunden wird, ist nun nach Baden Powell ein weiterer Pionier der Gattung verstorben. Der Tod des 79-jährigen Gitaristen und Komponisten Luiz Bonfa ist in Europa allerdings erst nach zwei Wochen bekannt geworden. Denn im Gegensatz zu den anderen Veteranen des Bossa hat Bonfa vor allem in den USA Karriere gemacht. Bereits 1957, also einige Jahre vor dem Höhepunkt der Bossa-Welle, war Bonfa nach New York gezogen und wurde dort bald darauf als "Genie der Gitarre" bezeichnet. Über 50 Platten hat er in Nordamerika aufgenommen, dazu schrieb er die Musik für Filme wie "The Gentle Rain", dessen Thema mittlerweile zum Jazz-Standard geworden ist. Sogar für Elvis Presley, der in "Live a little, love a little" auftrat, schrieb er den Song "Almost In Love".

Virtuosen wie Baden Powell, Gilberto und Bonfa konnten auf ihrem Instrument Melodie, Harmonie und Percussion des Samba zu einem neuen Stil verdichten, der Ende der 50er Jahre die Hörgewohnheiten revolutionierte. In den 40er Jahren tingelte der 1927 in Rio geborene Bonfa mit seiner Band Quitadinha Serenaders durch Brasilien und machte sich dann als Komponist einen Namen. Eine Dekade später startete er seine Solo-Karriere und schrieb zusammen mit Antonio Jobim und Vinicius de Moraes den Soundtrack zu "Orfeu Negro". Dieser Film des französischen Regisseurs Marcel Camus leitete 1959 den Bossa-Boom ein, das Lied verkaufte sich millionenfach. In den USA hatte Bonfa mit den Jazzsaxofonisten Stan Getz und Paul Winter zusammengespielt, in Brasilien nahm er erst 1991 wieder ein Album auf. Die letzte Schaffensphase war durch eine melancholische, stark verinnerlichte Rückschau auf Titel wie "Tristeza" oder "Amour Que Acabou" geprägt. Irgendwann ist es dann um Bonfa so still geworden wie in seinen letzten Liedern. Doch der Tod des Meisters ist bis heute nicht auf dessen Homepage vermerkt. So lebt der Geist des Bossa Nova immer weiter.

Roman Rhode

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