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Kultur: Lust auf Meer

FEST DER KONTINENTE

Wo ist es schöner, an der Nord- oder an der Ostsee? Hier scheiden sich bekanntlich die Geister. Sicher ist nur eines: Die Ostsee grenzt an Länder, in denen Chormusik eine große Tradition hat. So auch in der Heimat des Estnischen Philharmonischen Kammerchores , der zu Gast war beim Fest der Kontinente . Unter Paul Hilliers Leitung stellten die Sänger in der Gethsemanekirche nicht nur zeitgenössische Chorwerke ihrer Landsleute, sondern auch von Komponisten aus den Ostsee-Anrainerstaaten Russland, Schweden und Dänemark vor. Darunter „Fünf Lieder aus dem Zyklus Gloria Patri“ vom Esten Urmas Sisask, entstanden 1988: In „Oremus“ verschmolz der Chor zum homogenen Klangkörper, tauchten die Sänger den Kirchenraum in ein geheimnisvolles Licht. Nach einer sowohl harmonischen als auch dynamischen Verdichtung verklang die Musik wie das Echo ihrer selbst im Nichts.

An Gospels erinnerte dagegen die Komposition „...which was the son of...“ vom Esten Arvo Pärt, in der sich Männer- und Frauenstimmen in einem Frage-Antwort-Spiel den musikalischen Ball zuwarfen. Die Chorbearbeitung „Es ist genug“ vom Schweden Sven-David Sandstrøm verlangte den Musikern durch extreme Dissonanzen einiges ab – nicht immer lagen sie intonatorisch richtig. Einziger Fremdling im Meer der Ostseekomponisten: der Ungar György Ligeti. Für „Lux Aeterna“ reihten sich die Sänger im Chor der Kirche halbkreisförmig auf, vereinigten ihre Stimmen zu einem Ton ohne Anfang und Ende, der sich harmonisch wohlklingend oder reibend entwickelte, um dann doch in einem faszinierenden Pianissimo zum Schluss zu finden. Ach, wie schön ist es doch an der Ostsee.

Franziska Richter

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