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Kultur: Mac statt Mao

Im Kino: Die chinesische Satire „Ufo in her Eyes“.

Die sattgrünen südchinesischen Buckelberge würden jede Reise-Kitschdoku zieren. Das Leben zwischen den Reisfeldern ist hart, auch für Kwok Yun, eine Dorfschönheit, die im Steinbruch Schwerarbeit leistet. Eines Tages hat sie eine Vision, Himmel und Erde erbeben. Als sie aus einer Ohnmacht erwacht, liegt neben ihr ein Fremder (Udo Kier), dessen Verletzung sie vor seinem spurlosen Verschwinden versorgt. War es ein Ufo, was sie sah? Eigentlich egal, denn das eigentliche Filmgeschehen setzt Monate später ein. Als aus den USA ein Dankesbrief nebst Scheck für die Retterin eintrifft, wittert Dorfvorsteherin Chang die Chance, der chinesisch-amerikanischen Freundschaft wirtschaftliche Aspekte abzugewinnen. Bald wird in ihrem Büro das Mao-Bild gegen Macs ausgetauscht. Neben den Hütten wachsen 5-Sterne-Hotels – und Kwok Yun kriegt für ihre Verdienste Fortbildung und Ehemann verpasst. Doch das Glück gilt nicht für alle. Der alte Fischer etwa muss aufgeben, weil der Dorfteich zum Golfplatz wird.

Regisseurin Xiaolu Guo kommt selbst aus dieser südchinesischen Region und kehrt aus ihrem Londoner Domizil regelmäßig nach China zurück. Seit 14 Jahren ist sie mit Romanen und Dokumentarfilmen erfolgreich – 2009 wurde ihr erster Spielfilm „She, a Chinese“ in Locarno ausgezeichnet. „Ufo in her Eyes“ inszenierte sie nach einem eigenen Roman, ergänzte dessen protokollartigen Charakter nur durch eine Rahmenhandlung und ein märchenhaftes Arche-Noah-Ende.

Das Ergebnis ist eine schrille satirische Groteske auf den Modernisierungswahn, der das ländliche China im Zeitraffer überrollt; ein Dorfschwank, der mit barockem Übermut von der Zerstörung unseres Planeten erzählt. Stilistisch spielt das von Fatih Akins Corazon-Film produzierte Werk mit allerlei Kontrasten, vom Überwachungsvideo bis zum Naturidyll. Manchmal zeigt „Ufo in her Eyes“ zur Abwechsung die Welt sogar aus der Schweineperspektive. Gedreht wurde an Originalorten teils mit echten Dörflern. Hauptdarstellerin Shi Ke allerdings ist Profi, ebenso Mandy Zhang als köstlich tantenhafte Parteisoldatin Chang, die die kapitalistische Umerziehung mit Misswahlen und fähnchenschwenkendem Enthusiasmus vorantreibt. Xiaolu Guo übrigens ist soeben in Berlin angekommen – als DAAD-Stipendiatin. Silvia Hallensleben

Kino Moviemento

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