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Kultur: Mach’ dein Hirn schneller

Ein Schriftsteller auf Droge: Neil Burgers Thriller „Ohne Limit“

Schon seit ein paar Jahren hat der New Yorker Nachwuchsschriftsteller Eddie Morra (Bradley Cooper) einen Buchvertrag in der Tasche. Doch er bringt seitdem kaum eine Zeile zu Papier. Dann plötzlich schreibt er seinen Roman in einer Nacht fertig. Schuld daran ist eine durchsichtige Pille, die ihm sein Ex-Schwager Vernon (Johnny Whitworth) zugesteckt hat. NZT nennt sich die Designerdroge, die dafür sorgt, dass der Konsument nicht nur – wie die meisten Menschen – ein Viertel, sondern seine komplette Hirnkapazität nutzt.

Dass unsere Leistungen hinter unseren Möglichkeiten zurückbleiben, ist ein weit verbreitetes Gefühl. Für eine Gesellschaft, die sich auf den Multi-Tasking- Overkill zubewegt, wäre eine solche Hochleistungsdroge sicherlich eine große Versuchung. In „Ohne Limit“ spielt Regisseur Neil Burger („Der Illusionist“) nun die Vision des Hirndopings anhand eines erfolglosen Schreiberlings durch, der sich vom langhaarigen Schlaffi in Nullkommanichts zum smarten Börsenanalysten hocharbeitet. Jede Droge hat ihr kriminelles Umfeld und so sieht sich das Superhirn bald nicht nur dem eigenen Genie, sondern auch zunehmenden Gefahren ausgesetzt.

„Ohne Limit“ lässt sich voll und ganz auf die Versuchung ein und findet beeindruckende Bilder für den Rausch, der der rasanten Wirklichkeit mit kristallklarer Wahrnehmung begegnet. Allein die Eröffnungssequenz, in der sich der Flug der Kamera über New York bruchlos in eine Achterbahnfahrt durch das menschliche Gehirn verwandelt, ist ein visuelles Kabinettstück. Es ist Neil Burger hoch anzurechnen, dass er sich nicht auf jene platte Bestrafungsdramaturgie einlässt, mit der Hollywood solche Themen normalerweise verhandelt. Aber leider verliert sich die viel versprechende Grundidee zunehmend in einem allzu konventionellen Krimiplot. Bei aller Ambition findet Burger keine Haltung zu seiner Geschichte, der man mehr von jener Klarsichtigkeit gewünscht hätte, die die Wunderdroge im Hirn des Helden hervorruft. Martin Schwickert

In 13 Berliner Kinos, OV im Cinestar Sony Center

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