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Madame Tussauds in Berlin: Streit um Wachs-Hitler

Für die Kritiker ist die Vorstellung, dass sich Jugendliche mit Adolf Hitler fotografieren lassen könnten, einfach "geschmacklos". Doch die Figur des Diktators soll trotzdem künftig im Wachsfigurenkabinett in Berlin zu sehen sein - um die "ganze deutsche Geschichte" darzustellen.

Die Figur von Adolf Hitler wird wie geplant Teil des neuen Wachsfigurenkabinetts von Madame Tussauds in Berlin sein. Auch nach heftiger Kritik halten die Betreiber an ihrer Entscheidung fest, den Diktator ab Juli zu zeigen. "Wir wollen die ganze deutsche Geschichte darstellen. Hitler weg zu lassen, wäre eine Lücke", sagte Natalie Ruoß von Madame Tussauds am Freitag in Berlin. Eine repräsentative Befragung eines Marktforschungsinstituts im Auftrag des Wachsfigurenkabinetts habe ergeben, dass die Besucher Hitler sehen wollen, sagte Ruoß. Mit Absperrungen und Videoüberwachung wolle man verhindern, dass sich Besucher mit der Figur fotografieren lassen.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der auch als Wachsfigur in der Ausstellung zu sehen sein wird, hat sich bereits mit den Betreibern in Verbindung gesetzt, um sich nähere Informationen zur Präsentation Hitlers zu beschaffen. Senatssprecher Richard Meng sagte: "Zwingend ist eine historische Erläuterung. Man muss sehr sensibel mit dem Thema umgehen und eine angemessene Form wählen."

"Überflüssig und geschmacklos"

Johannes Tuchel, der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand bezweifelt, dass die Betreiber Jugendliche oder gar Rechtsradikale davon abhalten können, sich mit der Figur fotografieren zu lassen. "Ich halte es für überflüssig und geschmacklos, Hitler in einem Wachsfigurenkabinett zu zeigen", sagte Tuchel. Es sei kein angemessener Zusammenhang. "Was Hitler für die deutsche Geschichte bedeutet, kann man hier nicht zeigen." Die Figur habe für die Besucher auch keinen geschichtlichen Wert. Lea Rosh, die Vorsitzende des Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas sagte: "Die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte darf nicht zu Konsum und Unterhaltung werden."

Madame Tussauds will Hitler in seinen letzten Tagen während des Weltkrieges zeigen, sagte Ruoß. Die Figur solle mit verzweifeltem Gesichtsausdruck hinter einem Tisch in einem dunklen Raum stehen, der wie ein Bunker gestaltet ist. Im gleichen Raum stehe künftig auch der damalige britische Premierminister Winston Churchill. "Wir werden Tafeln aufhängen, die darauf hinweisen, dass Fotografieren aus Respekt vor den Millionen Opfern Hitlers verboten ist", sagte Ruoß. Die Hitler-Figur ist eine von 75 Ausstellungsstücken und soll im Themengebiet "Geschichte" stehen - genau wie der erste deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck, Karl Marx oder der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht. (jam/dpa)

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