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Kultur: Mächtig markiert

CHORMUSIK

„Alles, was Odem hat, preise den Herrn“ heißt es am Ende von Fanny Hensels „Oratorium nach Bildern der Bibel“. Mit exakt diesen Worten hebt der Chorteil der „Lobgesang“-Sinfonie ihres Bruders Felix Mendelssohn an. Eine naheliegende Idee also, die beiden Werke der Geschwister gegenüberzustellen. Doch wenn auch Fannys große Begabung mittlerweile nicht nur Musik liebenden Feministinnen bekannt ist – sie kann diesen Vergleich nicht bestehen. Zumal in einer so wenig gestalterische Impulse beanspruchenden Interpretation wie durch Jan Olberg mit dem Berliner Konzertchor und den Berliner Symphonikern in der Philharmonie . Da decken Hörner und Posaunen die Stimmen gerade dann zu, wenn sie in groß angelegten Fugato-Sätzen höchste Kraft entfalten sollten.

Und ewig wirbelt die Pauke. So hört man sich gegenseitig nicht richtig; das macht unsicher. Selbst die sonst lupenreine Intonation der Sopranistin Doerthe Maria Sandmann wackelt manchmal ein wenig, wirkt in den Spitzentönen angestrengt. Schön gelingt allerdings das Rezitativ mit süßen Flöten und anschließendem sanftem Frauenchor über die „schützenden Fittiche“ des Herrn – so wie überhaupt alles Lyrische.

Schade um ein Werk, das in der Mischung aus Bachschen Passions-Anklängen und kühner Harmonik eigenwillige Wege beschreitet. Viel geradliniger, repräsentativer, damit auch eingängiger Mendelssohns 2.Sinfonie. Aus dem Klangbombast tritt die Serenaden-Leichtigkeit der Mittelsätze reizvoll hervor. Und wenn der Chor dazu auffordert, „die Waffen des Lichts“ zu ergreifen, dann legen sich auch die Berliner Symphoniker mächtig ins Zeug.

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