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Kultur: Mädchen aus Silikon

Der Krieg gegen die Frauen: Prune Nourry in der Galerie Springmann.

Genetik und Geschlechterselektion sind die Themen der französischen Künstlerin Prune Nourry. In der Galerie Springmann, die ist erst im Januar von Düsseldorf nach Berlin gezogen ist, geht es in „Holy Daughters“ um die Diskriminierung der Frau in Indien.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine glatte, schwarze Bronze, halb Mädchen, halb Kuh. Die Künstlerin setzte das kauernde Wesen im öffentlichen Raum in Neu Delhi aus und hielt mit der Kamera Reaktionen fest. Die Ausstellung zeigt dazu Videos und Fotos, außerdem eine Installation und Skulpturen zum Thema Milch: etwa ein Gebilde aus Silikon, das unten ein Kuheuter und oben eine weibliche Brust darstellt (8000 Euro).

Nourry hat Bildhauerei studiert, ihren Arbeiten merkt man an, dass sie fasziniert ist vom skulpturalen Prozess. Außerdem verfolgt sie einen multisensorischen Ansatz. Die Werkserie wurde 2011 bereits in einer ehemaligen Milchfabrik in Paris gezeigt. Deshalb wohl die Performance zur Eröffnung: Besucher konnten Milch aus Fläschchen trinken und Schokoladentörtchen mit Brustwarzen-Dekor verzehren. In der Galerie bremsen sich die vielfältigen künstlerischen Mittel und die multiplen Bezüge nun eher gegenseitig aus. Und der Indienbezug wirkt ein bisschen schal.

Skulpturen hat Nourry aber auch in Paris und Genf „ausgesetzt“. Hier waren es „Pet Babies“, Hybride aus Hund und Kind, für die sie Adoptiveltern suchte. Auf der Fifth Avenue in New York installierte sie eine „Sperma Bar“, um auf genetische Wunschproduktion aufmerksam zu machen. Gen-Manipulation, die Rolle der Frau und Bioethik: Ihre beunruhigende Mischung aus Lokalität und Globalität spiegelt die aktuelle Situation wider, in der sich Kunst, Politik und Wirtschaft befinden. Die 28-jährige Nourry weiß mit ihren unbequemen, zeitgenössischen Themen zu beeindrucken. Ihr nächstes Projekt findet in China statt. Dort will sie eine riesige Terrakotta-Armee aus Mädchen fertigen. Birgit Rieger

Galerie Henrik Springmann, Gipsstr. 14, bis 28.2., Di-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-18 Uhr

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