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Kultur: Männer sind so verletzlich

Nun bekommen sie ihre zweite Chance im Kino – das bei der Berlinale furios durchgefallene Romuald-Karmakar-Werk Die Nacht singt ihre Lieder und Anthony Minghellas eher lau aufgenommener, starbesetzter Eröffnungsfilm Cold Mountain . Karmakars unterkühltes, um nicht zu sagen: tiefgefrorenes Beziehungshöllendrama nach dem gleichnamigen Theaterstück des Norwegers Jon Fosse war auf dem Festival immerhin insofern ein Ereignis, als selten ein Film so katastrophal abstürzte wie dieser.

Nun bekommen sie ihre zweite Chance im Kino – das bei der Berlinale furios durchgefallene Romuald-Karmakar-Werk Die Nacht singt ihre Lieder und Anthony Minghellas eher lau aufgenommener, starbesetzter Eröffnungsfilm Cold Mountain . Karmakars unterkühltes, um nicht zu sagen: tiefgefrorenes Beziehungshöllendrama nach dem gleichnamigen Theaterstück des Norwegers Jon Fosse war auf dem Festival immerhin insofern ein Ereignis, als selten ein Film so katastrophal abstürzte wie dieser. Die Weltfilmkritikerschar verhängte in der ersten Pressevorführung die Höchststrafe kollektiven Gelächters, das Galapublikum am Abend vermochte dem düsteren Werk offenbar ebenso wenig mit der erwünschten Erschütterung zu folgen, und bei der Jury, die zu Festivalschluss einige anderweitig pfiffige Akzente setzte, ging der Film gleich ganz leer aus. Dass der Regisseur bei der Pressekonferenz die anwesenden Journalisten beschimpfte, trug auch nicht eben zur zumindest rezeptiven Gefühlsaufhellung bei. Auf der Habenseite: einige wenige Filmkritiken während des Festivals, die dem statischen, um nicht zu sagen: statuarischen „Folterkammerspiel“ die Qualitäten eines „Horrorfilms“ der anderen Art nachzusagen trachteten – und auch dieser Tage findet sich da und dort der eine oder andere Text, der den dauererbosten Regisseur zumindest zeitweilig trösten dürfte. Mit beherzten 30 Kopien geht der Verleih Prokino nun an den Start – und wer weiß, vielleicht bekommen die lebenden Leichname, die Frank Giering (Foto) und Anne Ratte-Polle als arg frühvollendetes Paar verkörpern, noch ein zweites Leben. – Leichter ist der Kinoerfolg im Falle von „Cold Mountain“ zu prognostizieren. Schließlich bewegen sich Nicole Kidman und Jude Law (Foto), die die Berlinale mit ihrer Anwesenheit bei der Eröffnungsgala freilich nicht beehrten, durch ein ausgesucht fein hergestelltes Kriegs-Amerika des 19. Jahrhunderts – schöne Landschaften, edle Pferde, hübsche Kostüme und marodierende Räuberbanden inklusive. Das Bürgerkriegsszenario wurde in Rumänien nachgebaut, tausende Statisten lassen ihr Kino-Leben in einem eingangs großen Schlachtengemälde, bevor der Film mit Jude Law auf eine lange Reise zu Nicole Kidman geht: Der wackere Zimmermann hat sich in die zarte Pfarrerstochter verliebt, und durch die Wirren der Zeit trägt er ihre Photographie tapfer nach Hause, bis er sich – spät, sehr spät – im wärmenden Lichte ländlichen Kaminfeuers mit ihr vereinigen darf. Doch ach, die Geschichte endet tragisch, und sehr von ferne mag sie gar an das erschröckliche Ende von „Die Nacht singt ihre Lieder“ erinnern. Tja, die Liebe mag so oder so aussehen, nervend hyperreal oder nervend romantisch virtualisiert, es sind immer die Männer, die in ihr schlussendlich verloren sind. (Fotos: prokino/Buena Vista)

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