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Kultur: Magisches Material

Bassenge bietet über 50 Rembrandt-Radierungen.

Das Jubiläumsgeschenk gab es bereits im letzten Dezember, als ein Frühwerk von Gerhard Richter bei Bassenge von 150 000 auf 340 000 Euro kletterte. Das 50-jährige Bestehen wird allerdings in diesem Frühjahr gefeiert. Im Juni 1963 lud Gerda Bassenge – die das Kunstgeschäft als Mitarbeiterin der legendären Galerie Gerd Rosen erlernt hatte – zur ersten Auktion in die eigenen Räume. Seither hat das Berliner Traditionshaus weit mehr als 500 Einzelauktionen mit Kunst, wertvollen Büchern, Autografen und Fotografie durchgeführt. Vom Kurfürstendamm ging es 1968 in die historische Villa im Grunewald. Tilman Bassenge war im Jahr zuvor in das Unternehmen seiner Mutter eingestiegen, und mittlerweile ist mit Sohn David die dritte Generation an Bord.

Von Beginn an gehörte exquisite Druckgrafik von Rembrandt zum Programm. Aktuell bietet Bassenge mit über 50 Radierungen die wohl üppigste Offerte des Altmeisters. Das berühmte, um 1649 entstandene „Hundertguldenblatt“ ist mit einer Schätzung von 30 000 Euro ein Highlight. Doch gibt es in der Fülle des Angebots immer wieder Entdeckungen zu günstigen Preisen. So Wenzel Hollars in Kupfer gestochenes Vexierbild mit einem fantastischen „Kopf als Landschaft“ (1200 Euro).

Ganz reale Veduten halten die Gemälde Alter und Neuerer Meister bereit. Darunter einen „Sonnenuntergang über Istanbul am Goldenen Horn“, den Ernst Karl Eugen Koerner 1922 in rotgoldenes Kolorit getaucht hat (16 000 Euro), eine um 1816 vom Schinkel-Schüler Karl Friedrich Hampe gefertigte „Gotische Kirche am Meer“ (12 000 Euro) oder Gustav Bauernfeinds „Blick in das Flusstal Wadi Kelt“. Für die beeindruckende Wüstenschlucht werden 28000 Euro erwartet.

Konservativ schätzen, lautet die Philosophie des Hauses. Da bleibt Luft nach oben und Potenzial für Überraschungen. Eine der ungewöhnlichsten war Jan Toorops Kohleporträt „Alter Bauer vor einer Kathedrale“, das im Herbst 2011 von 12 000 Euro auf den spektakulären Hammerpreis von 425 000 Euro stieg. Nun kommen zwei Nonnenbildnisse des 1858 auf Java geborenen, hierzulande wenig bekannten Niederländers mit wiederum moderaten 3800 respektive 3500 Euro zum Aufruf. Stand der Bauer im Zeichen eines skurrilen, altmeisterlichen Realismus’, so verblüffen die Farbstiftzeichnungen mit reduzierter, techno-futuristischer Figuration und schlagen den Bogen zur Klassischen Moderne.

Käthe Kollwitz’ bronzene „Pietà“ von 1937/38 weckt mit 75 000 Euro die höchsten Erwartungen. Einmal mehr ist die Druckgrafik des frühen 20. Jahrhunderts prominent vertreten. Herausragend Laszlo Moholy-Nagys Farblithografie „Konstruktivistische Komposition“ aus der Bauhaus-Meistermappe von 1923 (30 000 Euro). Freunde des Zeitgenössischen dürfte eine grün schattierte Aquatinta (4500 Euro) des Farb- und Materialmagiers Anish Kapoor locken, dessen Werke zurzeit im Martin-Gropius-Bau zu sehen sind. Michaela Nolte

Galerie Bassenge, Erdener Str. 5a & Rankestr. 24; bis 3.6., Öffnungszeiten unter: www.bassenge.com

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