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Kultur: Magneten des Marktes

Altmeister-Auktionen in New York: Zeichnungen bei Christie’s, Rembrandt und Donatello bei Sotheby’s

Nicht die schlagzeilenträchtigen Werke von Rembrandt, Michelangelo und Donatello waren in den New Yorker Altmeisterauktionen die teuersten, sondern ein prunkvolles Stillleben des holländischen Blumenspezialisten Jan van Huysum. Was einmal mehr beweist, dass Kunstkäufer nichts höher schätzen als ein marktbewährtes Stück, das seit Jahrhunderten durch die Hände betuchter Familien geht und die Blicke auf sich zieht, wo immer es hängt.

Altmeisterhändler Robert Noortman zahlte bei Sotheby’s 7,3 Millionen Dollar (6 Millionen Euro) für das mit Akribie gemalte Blumenstück. Einen Rembrandt für seinen Stand in Maastricht besaß Noortman bereits, so musste er für die „Studie einer älteren Frau mit Haube“ nicht mitbieten. Ein anonymer Telefonbieter sicherte sich schließlich die wiederentdeckte Lichtstudie für umgerechnet 3,5 Millionen Euro (siehe auch heutige Rembrandt-Beilage).

Mindestens so aufregend wie der nach einer Restaurierung wieder dem Œuvre zugeschriebene Rembrandt war ein Terrakotta-Relief Donatellos. Bei Sotheby’s lief es als „Borromeo Madonna“, obwohl das Relief seit über 100 Jahren durch den Handel irrt und mit der italienischen Aristokratenfamilie nichts mehr zu tun hat. Die intime Mutter-Kind-Szene war von Donatello um 1450 schnell, aber sorgfältig in Ton modelliert worden. Dann hatten spätere Generationen sie mit Schichten von Gips und Farbe „veredelt“ – und hatten dabei alle Bewegung und Anmut erdrückt. Erst die Restaurierung machte das Meisterwerk wieder sichtbar – und es dem amerikanischen Kimbell Art Museum 4,4 Millionen Dollar wert.

Christie’s hat seine New Yorker Altmeisterauktion vom Januar in den April verschoben, um den Abstand auf die Londoner Dezemberauktionen zu vergrößern. Das Haus beschränkte sich deshalb auf Handzeichnungen Alter Meister. Spitzenstück sollte Michelangelos späte Kohlezeichnung eines „kraftvollen männlichen Torso“ werden. Doch so meisterlich die Lichteffekte sind, in denen der italienische Renaissance-Meister mit sanften Kohlestrichen die Muskeln dieses herkuleischen Torsos herausmodelliert – letztendlich lag das stockfleckige Blatt qualitativ näher der „Studie eines Knies“, die 2003 in London für 286 000 Pfund verkauft wurde, als der „Studie einer Trauernden“, die 2001 fast 6 Millionen Pfund erzielte. Mit 4 Millionen Dollar war das Blatt zu hoch bewertet und blieb unverkauft.

Zurück zu Sotheby’s Altmeisterauktion: Sie spielte mit 59 Millionen Dollar ein hervorragendes Ergebnis ein, wenngleich die Käufer sehr selektiv entschieden. Fast ein Drittel der Lose fanden keinen Abnehmer, gleichzeitig stiegen 17 Gemälde höher als eine Million Dollar. Eine Markusplatz-Ansicht von Bernardo Bellotto erzielte sogar 4,7 Millionen Dollar (3,8 Millionen Euro). Zusammen mit einer Kanalvedute, die nun 1,7 Millionen Dollar kostete, hatte sie der New Yorker Sammler noch 1996 als Gemälde Canalettos erworben. Bellotto war der Neffe und Studiomitarbeiter Canalettos, und die Qualität dieser Gemälde steht denen des Lehrers keineswegs nach. Wer weiß, was diese Bilder als Canalettos gebracht hätten, dessen Preise im letzten Jahr bis an die 30-Millionen-Dollar-Grenze stiegen?

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