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Kultur: Maki Ishiis erste Oper im Berliner Hebbel-Theater

Maki Ishiis erste Oper - ein opus 113, wie das Programmheft vermerkt - ist gleichzeitig auch das erste Vokalwerk des 1936 geborenen japanischen Komponisten, der seit den späten 50er Jahren immer wieder auch für längere Zeit in Berlin gelebt hat. "Das Schiff ohne Augen" entstand als Amsterdamer Kompositionsauftrag und wurde jetzt, wenige Tage nach der Uraufführung in Utrecht, auch hier vorgestellt.

Maki Ishiis erste Oper - ein opus 113, wie das Programmheft vermerkt - ist gleichzeitig auch das erste Vokalwerk des 1936 geborenen japanischen Komponisten, der seit den späten 50er Jahren immer wieder auch für längere Zeit in Berlin gelebt hat. "Das Schiff ohne Augen" entstand als Amsterdamer Kompositionsauftrag und wurde jetzt, wenige Tage nach der Uraufführung in Utrecht, auch hier vorgestellt.

Von der Zahl der Mitwirkenden her eine Kammeroper, besitzt das Stück mit seinen gut 90 Minuten Spieldauer doch abendfüllende Dimensionen. Ein kleiner Instrumentalkörper, drei Schlagzeuger, Bassklarinette, Bassflöte und Klavier, ist mit der Schlagwerkgruppe den Haag und Musikern um den Bassklarinettisten Harry Sparnaay hochkarätig besetzt. Und dort, im Orchestergraben, mit Ishii selbst am Pult, hat der Abend seine eindringlichsten und spannendsten Momente, weniger auf der Bühne, wo ein als Mönch verkleideter Sänger, ein Schauspieler als König und eine das Weibliche symbolisierende Tänzerin von 14 echten Mönchen aus Japan umrahmt werden, die das buddhistische Erlösungsdrama auf befremdliche Weise mit einer echten religiösen Handlung kreuzen. Nicht nur, dass der irgendwie regieverlassenen Szene ein starker eigener Gestus fehlt, dass der Tenor Nigel Robson in seiner großen Partie mehrfach Momente von krasser stimmlicher Unzulänglichkeit zeigt und der des Deutschen gerade so mächtige Darsteller des Königs der Unterwelt seine Sätze widersinnig an der Grenze zur Parodie deklamiert, ist für das Defizit auf der Bühne verantwortlich. Es ist auch das Libretto selbst mit der Unverbindlichkeit seiner Handlung nach traditionellem japanischen Stoff, die zeitlos irgendwo im mythischen Raum schwebt.

Ein Mönch unternimmt nach altem Ritus auf einem versiegelten Schiff eine Fahrt in den Tod, die ihn ins Paradies bringen soll. Sein eingebildetes religiöses Vertrauen hält jedoch in der Todesangst nicht stand, und zur Strafe wird er durch mehrere Höllen geschickt, bis er schließlich seine eigene Schwäche einsieht und daraufhin noch einmal zur Erde zurückkehren darf. Das alles wird auf der Bühne quälend ausführlich verhandelt, während das ganze Konfliktpotenzial doch alleine im Orchester Gestalt gewinnt. Ishii hat auch dem Mönchschor die Rezitationen seiner religiösen Verse komponiert, auf unaufdringlich raffinierte Weise voll von minimalistischen Abweichungen, Verzerrungen der traditionellen Gesänge. Darein mischt sich die klangprächtige Instrumentalmusik mit ihren überwiegend dunklen Farben, die sich auf ebenso ökonomische wie sinnfällige weise in allen denkbaren Nuancen entwickeln, von verstreuten Klangfetzen bis hin zum dichten Klanggewebe, zu paradiesischer Harmonie und zu wahrhaft infernalischem Gewüte der Schlaginstrumente.

So weit war schon verständlich, was einen Komponisten an diesem Stoff zu reizen vermag. Was uns das Ganze jedoch sagen soll - diese Frage bewegte wohl auch den verhalten freundlichen Beifall des Publikums im nicht ganz ausverkauften Theaterrund.Weitere Vorstellungen am 8. und 9. Oktober, jeweils 20 Uhr, im Berliner Hebbel-Theater.

Martin Wilkening

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