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Kultur: Mal dein Horoskop mit Katja Riemann!

KLEINKUNST

Nein, ein Tabu gibt es für Georg Ringsgwandl nicht. Was möglicherweise daran liegt, dass er sich an Dingen reibt, denen die Zeit längst alle Ecken und Kanten abgeschliffen hat. Einen „Bescheid!“ hatte der Kleinkünstler seinem Publikum im „Tipi“ versprochen. Es wurde ein seltsam anachronistischer Abend. Ringsgwandl, ehemaliger Oberarzt und seit über 20 Jahren singender Kabarettist, nimmt sich bevorzugt den alltäglichen Lebenslagen an. Dem Wetter mit Mehrwert – das er mit „es mobben dich ein Schwabe und ein Hesse und draußen ist überfrierende Nässe“ - besingt. Oder dem „armen kleinen Unterhoserl“, das achtlos weggeworfen am Wegesrand liegt und die Phantasie des Künstlers erregt.

Besonders gern aber befaßt sich der Bayer mit den intellektuellen Lieblingskindern der political correctness. Eine Pferdebesitzerin will mit ihm zum „Malkurs in die Toskana – Mal dein Horoskop mit Katja Riemann“ reisen. Wann hat man eigentlich aufgehört, bei Witzen über vermögende Damen mit einem Faible für esoterische Malerei und arabische Hengste zu lachen? Auf jeden Fall zu oft gelacht hat man über Rudolf Scharping. Und über „Ökoschlampen aus dem Dritte-Welt- Laden“. Hinter Ringsgwandl sind sie her, weil sein Sakko aus einer beinahe ausgestorbenen „Pelzschlange“ gefertigt ist. Musik und Erzählung wechseln einander ab. In die Pausen zwischen zwei Liedern, die von Rock`n Roll bis zur Klavierballade reichen, fallen die gelungensten Pointen. Nicht was er erzählt, sondern wie er das macht: Langsam, unaufgeregt. Flankiert von drei Musikern, die wie in Stein gemeißelt auf der Bühne sitzen, als ob sie der Auftritt kein bisschen interessiert.

Melanie Ottenbreit

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