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Der weiße Sly Stone von der Spree. Maurice und die Familie Summen.

© Gabriele Summen / Staatsakt

Maurice Summen im Festsaal Kreuzberg: Ein bisschen Funk muss sein

Mehr Groove, weniger Rock und ein Bass, der Dampf macht: Maurice Summen zeigt im Festsaal Kreuzberg, wie sexy deutsche Popmusik sein kann.

Auch als Kapellmeister macht sich Maurice Summen, der sich bislang eher als Sänger in handelsüblichen Bandformaten hervortat, ganz gut. Beim Auftritt seines neuen Projekts, das sich nicht nur dem Namen nach augenzwinkernd an der legendären Funk- und Soul-Band Sly & The Family Stone orientiert, dirigiert er im Festsaal Kreuzberg immer wieder den Bläsersatz oder moderiert die Grooveorgien seiner neunköpfigen Band mit einer energischen Handbewegung ab.

Das sieht bei ihm nie so schnittig aus wie bei James Brown, sondern eher ironisch wie einst bei Harald Schmidt, wenn er der Helmut-Zerlett-Band etwas mit den Armen zufuchtelte. Doch das soll auch so sein. Damit man gar nicht erst auf die Idee kommt, Maurice Summen, der mit seinen Bands Die Türen und Der Mann irgendwo zwischen Pop und Rock beheimatet war, wolle sich nun ernsthaft als Funkmusiker neu erfinden. Den weißen Sly Stone von der Spree zu geben, das weiß er genau, kann schließlich schnell peinlich werden. Wohl auch deswegen steht er auf der Bühne nicht in einem glitzernden Showanzug, sondern im weißen Trainingsdress, mit dem er nicht einmal rüberkommt wie ein Rapper, sondern eher wie ein Dauercamper.

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Die aktuelle Platte „Bmerica“ von Summen, der auch das Berliner Label Staatsakt betreut, ist dann auch mehr eine Hommage an Soul, Funk und Hip Hop und weniger der Versuch, sich diese Stile einzuverleiben. Dafür eignet sich der Gesang von Summen auch nicht, der weder an Marvin Gaye noch an George Clinton erinnert, sondern eben dann doch nach einem Sänger klingt, der von Bands der Hamburger Schule geprägt wurde.

Es geht bei Maurice & Die Familie Summen eher darum, der trüben Indieszene in Deutschland, von der Summen kein unbedeutender Teil ist, zu zeigen, wie sexy auch hiesige Popmusik sein kann, wenn man sie mal wieder mehr grooven und weniger fad rocken lässt. Und wie seine Band grooven kann! Da sitzt jedes Riff und jeder Break, der Bass macht Dampf, und die Bläser sind schnittig. Erstaunlicherweise sind hier jedoch keine Studiomusiker-Profis am Werk, wie sie Jan Delay um sich scharte, als er vor ein paar Jahren den Funk entdeckte und dann etwas blutleer interpretierte, sondern Mitglieder von Bands wie Bonaparte oder Kante, in deren Musik Einflüsse von schwarzer Musik nicht leicht auszumachen sind.

Und ein wenig wollen sie alle im Festsaal dann doch zeigen, dass sie ihn haben, den Funk. Auch wenn sich Maurice Summen zumindest an diesem Abend den Spagat nicht zutraut, bewegt auch er sich so geschmeidig, dass man ihn fast eine Sexmachine nennen möchte.

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