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Charlotte Brandi und Matze Pröllochs sind Me And My Drummer.

© Sashberg

Me And My Drummer live in Berlin: Sind die süß

Das Berliner Indie-Duo Me And My Drummer stellte im Columbia Theater sein zweites Album "Love Is A Fridge" vor.

Von Oliver Bilger

Freitagnachts um halb zwei in der Küche, wenn der Alkohol einen noch nicht schwermütig gemacht hat, sondern energisch und die Adele in sich entdecken lässt, also nachts um halb zwei in der Küche, kann man das zweite Album von Me And My Drummer am besten hören. Zur Sonne, zur Freiheit, auf die Tanzfläche, auch die auf dem Küchentisch und mit Kochlöffelmikro in der Hand. „Love Is A Fridge“ ist musikalisch weniger melancholisch als das Debüt der Wahlberliner Charlotte Brandi und Matze Pröllochs.

Die Texte dagegen können nicht verbergen, wie sehr ihr lyrisches Ich unter Liebe, Einsamkeit und Verletzungen zu leiden hat, „die ganze Scheiße“ eben, so wie Brandi es schon früher einmal formuliert hat.

Bevor das Konzert im ausverkauften Columbia Theater stattfinden konnte, war es zweimal ausgefallen. Aufregung, lange Proben, psychischer Druck, Kehlkopfentzündung bei Brandi. Jetzt stehen beide endlich auf der Bühne und informieren ihr Publikum, wie sehr sie diesen Moment ersehnt, sie darauf hingelebt haben.

Betörend eingängige Songs - jetzt auch mit E-Gitarre

Mit ihrem zweiten Album wollten Me And My Drummer offensichtlich noch einmal eine neue Band werden. Nur wie funktioniert diese eklektische Mischung live? Auf Platte fügen sich aufgeladene Achtziger-Synthies, Glamrock, schüchterner Folk und Streicherarrangements zu einer heterogenen Harmonie. Und über allem schwebt Brandis Stimme, die in jedem Song ein neues Kapitel Gesangshistorie aufschlägt.

Auch im Columbia Theater will die Sängerin stimmliche Kreativität und Genesung demonstrieren. Sie gibt mal eine Diva, mal eine hauchende Joanna Newsom, und auf „Prag I und II“ singt sie den Refrain plötzlich in gepresstem Pidgin-Englisch. „I wasn’t good enough, you weren’t good enough for me!“ Puh, das war nicht so gut! Schön wird es, als sie ihre E-Gitarre in die Hand nimmt, ein neues Requisit des zweiten Albums. „Blue Sprinter View“ und „Grown Up Shape“ sind betörend eingängige, versöhnlich stimmende Songs.

Bei aller Professionalität sind Brandi und Pröllochs, der nie aus dem Takt gerät, rührend aufgeregt. Brandi legt bei jedem Song die Hände ans Herz und verbeugt sich, als könne sie es nicht fassen. „Wir freuen uns sehr, hier zu sein“, sagt sie beglückt und verhaspelt sich beim Buchstabieren. Pröllochs grinst beseelt. Ach, sind die süß!

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