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Kultur: Mein armes, armes Leben - die Jurypräsidentin mit einem Film außer Konkurrenz

Unsere schöne Jurypräsidentin Gong Li hat auch einen eigenen Film im Gepäck und da sie natürlich nicht über ihn befinden darf, läuft er im Wettbewerb außer Konkurrenz. Wieder spielt sie, wie in der "Geschichte der Qiuju", eine Powerfrau, doch diesmal nicht auf dem Land, sondern in der Großstadt.

Unsere schöne Jurypräsidentin Gong Li hat auch einen eigenen Film im Gepäck und da sie natürlich nicht über ihn befinden darf, läuft er im Wettbewerb außer Konkurrenz. Wieder spielt sie, wie in der "Geschichte der Qiuju", eine Powerfrau, doch diesmal nicht auf dem Land, sondern in der Großstadt. Das Schicksal hat die tapfere Sun Liying (Gong Li) hart getroffen. Ihr kleiner Sohn Zheng Da ist fast völlig taub, was schon seinen Vater überforderte: er ließ seine Familie im Stich. Die allein erziehende Mutter muss nun selbst alle Probleme bewältigen und setzt nun ihren ganzen Ehrgeiz daran, ihrem Kind das Sprechen beizubringen. Er soll eine "normale" Schule besuchen und nicht mit Taubstummen zusammen erzogen werden.

Bei jeder Gelegenheit wird der arme Junge mit Übungen traktiert: pusten, die Backen aufblasen, der Mutter die korrekte Aussprache der Wörter regelrecht vom Gesicht abtasten, man ist etwas ungläubig, dass das Kind sich nicht verweigert. Der Film erklärt das damit, dass diese beiden Menschen fast völlig aufeinander angewiesen sind, da gibt es einige sehr bewegende intime Momente zwischen Mutter und Sohn. Zheng Da streikt erst, als er für die Grundschule nicht zugelassen wird und die anderen Kinder ihn hänseln. Eigentlich ist das schon Stoff genug. Stattdessen wird Sun Liying von immer neuen Schicksalsschlägen getroffen: ihr geschiedener Mann, der zwar widerwillig aber doch regelmässig seinen Unterhaltszuschuss zahlte, stirbt bei einem Autounfall, einer Vergewaltigung durch ihren Arbeitgeber entkommt sie nur knapp, und der Lehrer Fang (Guan Yue), zu dem sie Vertrauen und Zuneigung gefasst hat, gibt ihr zu verstehen, dass sie sich keine Hoffnungen machen soll.

Das sind Drehbuchschwächen. Doch das freudlose Milieu und das selbstlose Leben der allein erziehenden Mutter wirkt authentisch - auch deshalb, weil Gong Li alles mit außerordentlicher Sensibilität darstellt. Die Liebe zu ihrem Kind, die Angst davor, dass es benachteiligt ist, der Frust über ihr eigenes, verpasstes Leben spiegeln sich auf ihrem schönen, traurigen Gesicht.Heute 18.30 Uhr (Royal Palast)

Carla Rhode

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