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Mein KUNSTSTÜCK: Professor Pinselheinrich

Bernhard Schulz sinniert über Ruhm und Nachruhm

Berlin war stets eine gespaltene Stadt, in der Kaiserzeit wie in den zwanziger Jahren. Unter einem dünnen Firnis von weltstädtischem Amüsemang lang der düstere Bodensatz des Milljöhs. Es war überall. Im Rummelsburger Kiez, wo Heinrich Zille in jungen Jahren wohnte, bis an die Peripherie Charlottenburgs, wo er 37 Jahre in einer Mietwohnung 4. Etage lebte. Nur nicht am Pariser Platz. Da war Zille Mitglied der Akademie der Künste, die ihm zum 150. Geburtstag eine Ausstellung widmet. Viele wollten Zilles humorige Zeichnungen in ihrer Abgründigkeit nicht verstehen. Das Milljöh war pittoresk. Heute wird der „soziale Kern von Zilles Arbeit in den Mittelpunkt“ gestellt, passend zur Gerechtigkeitsdebatt um Mindestlohn und Managergehälter. Der „Pinselheinrich“ wurde 1924 in die Akademie aufgenommen und mit dem Titel „Professor“ geehrt, übrigens auf Betreiben des Großbürgersohnes Max Liebermann aus dem Haus schräg gegenüber. Heute sollen seine Zeichnungen und Fotografien ihr bildungsbürgerliches Publikum mahnen, das Soziale bitte nicht zu vergessen. Nur zum „Zille- Ball“ wie in den späten Zwanzigern hat sich die Akademie nicht durchringen mögen.

Akademie der Künste,

Pariser Platz, bis Mo 24.3., Di-So 11-20 Uhr, 5 €, erm. 3 €

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